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Can Biographie

Can

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Im Juni 2003 jährte sich zum 35. Mal der Gründungstag der Gruppe CAN und damit der Tag des Jahres 1968, an dem sich Holger Czukay (Bass), David Johnson (Flöte), der Jazz-Drummer Jaki Liebezeit und der Beat-Gitarrist Michael Karoli in der Kölner Wohnung des Klassik-Dirigenten und Pianisten Irmin Schmidt trafen. Ihr erstes Konzert, eine Collage aus Rockmusik und Tonbandeinspielungen, fand auf Schloss Nörvenich bei Köln statt.

Das Kollektiv ohne Namen hatte im Schloss gerade sein erstes Studio, "Inner Space", eingerichtet, als der amerikanische Bildhauer Malcolm Mooney, der bei Irmin und Hildegard Schmidt zu Gast war, zu der Gruppe stieß. Sein intuitiver Drive führte die Musiker zu einer einzigartigen Auffassung von Rockmusik. Das Stück Father Cannot Yell entstammt einer dieser frühen Sessions. David Johnson, der inzwischen auch der Toningenieur der Band war, verließ die Gruppe Ende 1968. Das Problem des fehlenden Namens wurde etwa zu dieser Zeit von Mooney und Liebezeit gelöst, die "The Can" vorschlugen.

Bereits das erste CAN-Album, Monster Movie (1969), definierte die musikalische Richtung von CAN. Spontan gespielt und aufgenommen und von repetitiven Rhythmen angetrieben, wurde das Album direkt auf eine 2-Spur-Bandmaschine aufgezeichnet und anschließend einer intensiven Bearbeitung unterzogen. Das nächste Album, mit Filmmusik aus den Jahren 1969 und 1970, trug den Titel Soundtracks. Kurz nachdem die Platte erschienen war, verließ Malcolm Mooney nach einem Nerven-zusammenbruch die Band und kehrte in die USA zurück. Die Ära Mooney ist auf dem 1982 erschienenen Album Can – Delay ausgiebig dokumentiert. Im Mai 1970 stieß der japanische Sänger Kenji "Damo" Suzuki zu CAN, nachdem er Holger Czukay und Jaki Liebezeit in München bei einem Straßenkonzert aufgefallen war. Noch am selben Abend trat er mit der Band im "Blow Up"-Club auf.

Im Dezember 1971 richtete CAN in einem ehemaligen Kino in Weilerswist bei Köln ein eigenes Studio ein, das bis 1978, als CANs Toningenieur René Tinner die Leitung übernahm, unter dem Namen “Inner Space” firmierte. Alle folgenden CAN-Alben mit Ausnahme von Rite Time wurden dort produziert. Das Studio ist inzwischen sorgfältig abgebaut worden und wird demnächst– maßstabgetreu und funktionsfähig – als Ausstellungsstück, aber auch als weiterhin funktionierendes Studio, im Deutschen Rock'n'Pop Museum Gronau, nahe der holländischen Grenze, rekonstruiert.

Die Jahre 1970 bis '72 brachten der Band den Durchbruch mit dem Album Tago Mago (1971), das die Kritik in England, Frankreich und Deutschland zu Begeisterungs-stürmen hinriss. Ege Bamyasi, 1972 veröffentlicht, enthielt das Stück Spoon, die Titelmelodie des Fernseh-Krimis Das Messer, die der Band ihre erste Charts-Notierung in Deutschland bescherte. Das Stück, bei dem CAN zum ersten Mal die frühe Version einer Drum-Machine benutzte, brachte der Gruppe außerdem eine Goldene Europa ein – ein Fernsehpreis in Anerkennung ihrer besonderen Leistung in der Sparte "Soundtracks". Ebenfalls auf Ege Bamyasi ist unter dem Titel Vitamin C die Musik einer weiteren TV-Krimi-Serie zu hören.
Der Erfolg von Spoon ermutigte die Band, von nun an ein größeres Publikum ins Auge zu fassen, was unter anderem zum Can Free Concert führte. Das Ereignis wurde am 3. Februar 1972 in der Kölner Sporthalle von den Kameramännern Martin Schäfer, Robbie Müller und Egon Mann für den Regisseur Peter Przygodda aufgezeichnet. Das britische Musikmagazin MELODY MAKER kommen-tierte: "CAN ist zweifellos die talentierteste und konsequenteste Experimental-Rockgruppe in Europa, England eingeschlossen." Das französische Magazin ROCK & FOLK beschrieb die CAN-Musik als "eines der beeindruckendsten Musikexperimente, die von zeitgenös-sischen Bands angeboten werden".

Future Days (1973) war das letzte CAN-Album mit Damo Suzuki. Zunächst übernahm Michael Karoli den Gesangspart; ihm folgten eine Reihe nur kurzzeitig engagierter Sänger, unter ihnen Tim Hardin. Die Aufnahmen für Soon Over Babaluma aus dem gleichen Jahr markierten das Ende der Ära des Direkt-auf-Zwei-Spur-Recording. Landed (1975) war die erste CAN-LP, die per Multi-Track-Verfahren aufgenommen wurde. Das Album veranlasste den MELODY MAKER, die Band als "die avancierteste Rockformation auf dem Planeten" zu bezeichnen.
Das Doppelalbum Unlimited Edition (1976) war die erweiterte Version einer Veröffentlichung, die zwei Jahre zuvor unter dem Titel Limited Edition im Nu ausverkauft war. Es enthielt unter anderem die vielschichtigen Experimente der sogenannten Ethnological Forgery Series (EFS). Flow Motion, das ebenfalls 1976 erschien, enthielt den Discotheken-Hit I Want More und brachte der Band einen Auftritt in der britischen Primetime-Hit-Show "Top Of The Pops". Im folgenden Jahr wurde CAN durch das Ex-Traffic-Rhythmus-Duo Rosko Gee (Bass) und Reebop.

Das nächste CAN-Album Out of Reach (1978) wurde ohne Czukay aufgenommen, da er die Band im Mai 1977 während der letzten CAN-Tour verlassen hatte. Bei der Abschluss-Show dieser Tour trat CAN Ende Mai in Lissabon vor 10.000 Fans auf. Das Doppelalbum Cannibalism (1978) war nicht bloß eine “Best of”-Compilation; vielmehr deutete sich damit schon an, dass CANs Reputation weiter wachsen würde. So waren etwa die britische Avantgarde und diverse Punk-Bands stark von CAN beeinflusst. Als repräsentative Stimme wird auf dem Cover von Cannibalism Pete Shelley (Buzzcocks) zitiert: "Ich hätte niemals Gitarre gespielt, wenn Marc Bolan und Michael Karoli von CAN nicht gewesen wären."

Ende 1978 veröffentlichte die Band das Album Can. Inzwischen baute Michael Karoli in der Nähe von Nizza/Frankreich das “Outer Space”-Studio. Dort kam im November 1986 noch einmal die originale Monster Movie-Besetzung einschließlich Malcolm Mooney (vocals) zusammen, um das Album Rite Time aufzunehmen. Das Album erschien 1988. In der gleichen Besetzung, doch ohne Holger, traf sich die Band erneut im CAN-Studio, um das Stück Last Night Sleep für Wim Wenders' Film Bis ans Ende der Welt einzuspielen.

Im Mai 1997 bewies die Remix-CD Sacrilege ein weiteres Mal die Langlebigkeit der CAN-Musik. Für diese "Tribute"-Compilation lieferten bekannte Vertreter der Techno-, Dance- und Ambient-Szene Neubearbeitungen 15 klas-sischer CAN-Stücke. Ironischerweise wurde CANs Platz im Musik-Pantheon durch Andrew Weatherall bestätigt, der sich weigerte, ein CAN-Stück für Sacrilege zu remixen: "Ich mag es, Musik anderer Leute zu remixen. Aber CAN? Auf keinen Fall. Man rührt nicht an Musik, die perfekt ist. Da gibt es nichts hinzuzufügen oder wegzunehmen."

Die Art und Weise, wie die Band ihren 30. Geburtstag feierte, war ebenso originell wie typisch für CAN. Die Idee, eine Reunion-Tour zu veranstalten, erschien allen als zu "gewöhnlich" und vor allem gegen den Geist der Gruppe gerichtet; stattdessen produzierte man zu diesem Anlass die Can Box und organisierte eine "CAN – Solo Projects"

Als im vergangenen Herbst auf der Berliner Popkomm Holger Czukay und Jake Liebezeit die Wiederveröffentlichung der ersten Can-Alben (remastered als CD & SACD!) kommentierten, da trauten manche Beobachter ihren Ohren nicht. Auf dem neuen Medium, sagte Czukay und rang ein bisschen nach Worten, ja, also, da klinge das steinalte Material, nun ja, halt irgendwie „genauso gut wie damals auf den Demo-Tapes.“ Solche Chuzpe muss man sich erst mal leisten können. Und Liebezeit setzte noch einen drauf: „Ein richtig guter Song“, so der kauzige Schlagwerker, „klingt auch dann noch gut, wenn du ihn Freunden übers Telefon vorspielst.“

Was sich zunächst wie Anti-Werbung ausnimmt, ist die reine Wahrheit, mit Humor betrachtet. Natürlich hat Can mehr unangreifbar großes und weltbewegendes Song-Material produziert als fast die gesamte deutsche Konkurrenz im einst großen Lages des progressiven Krautrock, und selbst redend klingen diese Songs heute wie sorgsam renovierte und dabei nicht verfälschte Preziosen. Das so schlicht zusagen aber wäre für die Querköpfe Czukay & Liebezeit viel zu wenig spannend gewesen.

Jetzt wird die so schön begonnene Serie endlich fortgesetzt und erscheinen mit ‚Future Days’, ‚Soon Over Babaluma’, ‚Landed’ und ‚Unlimited Edition’ Werke aus den Jahren des Umbruchs für Can. Jedes einzelne davon ist ein Geschenk an die Musikwelt, jedes einzelne ist dies aus unterschiedlichen Gründen.
     

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