Du bist hier: Musik-Base » Bands » Interpreten mit D » D'Angelo » Biographie

D'Angelo Biographie

D'Angelo

Mit seinem Debütalbum "Brown Sugar" lieferte Michael "D'Angelo" Archer alles andere ab als ein herkömmliches Rhythm'n'Blues-Album, sondern initiierte mit diesem großen Wurf eine ganz neue Ära. "Brown Sugar" wurde zur vielzitierten Blaupause, zum Musterbeispiel wie männlicher Rhythm'n'Blues und Soul klingen sollte und konnte. Gesegnet mit gezielt katzenhaften und sehnigen Grooves und jenem begnadeten musikalischen Touch, der den Solar Plexus vibrieren lässt, schaffte es "Brown Sugar" sage und schreibe zwei Millionen begeisterte Anhänger zu finden, brachte neben dem Titeltrack auch "Lady" als weitere Hit-Single hervor und machte den 20jährigen D'Angelo zum gefragten Nachwuchsstar und Vertreter eines neuen Standards in der Soulmusik.

Aber was macht man, wenn man einmal einen solchen neuen Standard gesetzt hat? Ganz einfach, man nimmt die Messlatte und setzt sie ein wenig höher. Du gehst dieses Risiko ein, vergisst für ein paar Augenblicke den Status Quo und folgst der inneren Stimme. Und wenn du Glück hast, resultiert dies in einer Songsammlung wie der hier vorliegenden. "Voodoo", der Titel von D'Angelos zweitem Longplayer, assoziiert man mit etwas Dunklem, in die Tiefe gehenden. "Voodoo" gräbt sich tatsächlich ins Unterbewusstsein und schlägt jeden Aficionado des Soul nachhaltig in Bann. Hier finden sich die Spurenelemente von revolutionärem Soulfood der Geschichte – die frühen Ohio Players, James Brown, die Meters, Sly and the Family Stone, Jimi Hendrix, Kool and The Gang – kurzum: es wird der Spirit so ziemlich jeder pionierhaft auf diesem Sektor arbeitenden Band beschworen. "Voodoo" ist das Album, das D'Angelos Bestimmung plausibel macht: der Sound eines jungen musikalischen Genies auf seinem zweiten Höhenflug.

"Voodoo" als das meisterwartete zweite Album in der jüngsten Geschichte des Soul zu bezeichnen, kommt schon einer Untertreibung gleich. Es ist schlichtweg die Platte, nach der sich die gesamte Soulnation die Finger geleckt hat. Und wenn man D'Angelo fragt, warum in aller Welt es so lange gedauert hat, spricht die Antwort Bände für seine künstlerische Integrität und seine Mission: "Vor allem wollte ich wirklich das beste Album machen, zu dem ich imstande war. Ich wollte mich einfach hinsetzen und ein paar wirklich gute Songs schreiben. Das braucht seine Zeit. Ich weiß, das hat ganz schön lange gedauert, aber ich brauchte die Muße, mir klar zu werden, was ich wollte und wie ich es tun würde. Ich habe auch den Druck gespürt, 'Brown Sugar' zu übertreffen, aber ich habe versucht, nicht daran zu denken. Ich wollte mich auf das konzentrieren, was ich tat, zurückkehren zu der Liebe zur Musik und zum Schreiben, die ich hatte, noch bevor ich jemals einen Vertrag unterschrieb. Also, wenn es einen Grund gibt, warum so viel Zeit zwischen den beiden Platten vergangen ist, ist es, weil ich diese Reinheit und die Motivation, aus der heraus ich Musik mache, aufrechterhalten wollte."

Die spirituelle, aber auch die letztendlich hörbare Geburtsstunde von "Voodoo" koinzidiert mit der Geburt von D'Angelos fast dreijährigem Sohn. Kurz nachdem das Kind zur Welt gekommen war, ging D'Angelo ins Studio und nahm "Send It On" auf, ein prickelnder Slow Jam, mit dem der Musiker das für ihn persönlich so bedeutende Ereignis noch einmal nachvollzog und nachglühen ließ. Mit "Send It On" noch frisch im Geiste, entschloss sich D'Angelo, den Aufnahmeprozess zum Album endgültig einzuläuten – und er setzte ihn in den Electric Lady Studios fort, die Jimi Hendrix eingerichtet hatte, dessen Stimme auch ganz am Anfang von "Voodoo" zu hören ist. Was dann folgt, beschreibt D'Angelo als "spirituelle und mentale musikalische Reise".

Die hat D'Angelo aber nicht alleine unternommen, auch wenn der Multi-Instrumentalist Schlagzeug, Keyboards, Bass und Gitarre spielt. Die zusätzlichen Musiker, die er engagierte, zählt er nicht nur zu seinen favorisierten Musikern, sondern teilt mit ihnen auch die ausgesprochene Spielfreude. Unter den Gästen von "Voodoo" sind der Blue Note-Gitarrist Charlie Hunter (dessen Gitarrensound für die windigen Grooves auf "The Root" verantwortlich ist), Jazztrompeter Roy Hargrove, der Roots-Schlagzeuger Ahmir Thompson, Bassist Pino Pallidino, Raphael Saadiq (der seine sensible Handschrift auf "Untitled" hinterlassen hat), Method Man & Redman (die sich auf "Left And Right" einige pralle Wortgefechte liefern) sowie DJ Premier von Gang Starr und Q-Tip von A Tribe Called Quest.

Gefragt, wie es zu dieser höchst unterschiedlichen und so dynamischen Crew kam, antwortet D'Angelo: "Von vielen dieser Musiker bin ich selbst schon lange Zeit Fan. Wie etwa von Ahmir. Das erste Mal sah ich ihn im Vorprogramm der Fugees. Als ich ihn sah und traf, war es, als hätte ich einen lang verloren geglaubten Bruder wiedergefunden. Ich wusste sofort, dass ich mit diesem Burschen einmal spielen würde, und auf 'Voodoo' ist Ahmir so etwas wie mein Co-Pilot."

"Voodoo" wurde live ohne Overdubs aufgenommen und die endgültigen Versionen spiegeln auch den Studioprozess sehr gut wider. In seinen neuen Liedern reflektiert D'Angelo sehr persönlich über Themen wie Sexualität, Spiritualität und das Erwachsenwerden, letzteres besonders in der Hinsicht auf seine Vaterschaft. Das musikalische Voodoo ist laut D'Angelo "definitely groove based". "Manchmal waren wir im Studio und Ahmir gab den Beat vor. Wir jammten und ließen die Dinge ganz spontan passieren. Häufig sind wir ins Studio rein, spielten drauf los und haben das Band einfach mitlaufen lassen. Es war eine ganz andere Erfahrung als damals bei 'Brown Sugar', wo ich alle Songs zuhause geschrieben hatte und dann ins Studio kam. Diesmal schrieb ich im Studio und arbeitete viel mehr mit anderen Musikern."

Auch wenn zwischen "Brown Sugar" und "Voodoo" viel Zeit liegt, war D'Angelo alles andere als untätig. Sein kreativer Output umfasste Beiträge zu diversen Soundtracks, darunter "Heaven Must Be Like This" für "Down In The Delta" und eine Coverversion von Prince' "She's Always In My Hair" für den Schocker "Scream 2". Mit Method Man, der ja auch auf "Voodoo" zu hören ist, hatte er zuvor schon "Break Ups 2 Make Ups" für den Film "Judgement Day 2000" aufgenommen und mit dem legendären B.B. King nahm er für dessen letztes Album "Nobody's Home" ebenfalls ein Duett auf.

Damit nicht genug, performte D'Angelo gemeinsam mit Eric Clapton und dem Saxophonisten David Sanborn den Cream-Klassiker "Sunshine Of Your Love" für ein Fernseh-Special, spielte dann auf Wunsch von Clapton in der Rock'n'Roll Hall of Fame ein Tribut-Konzert für Curtis Mayfield und sang die amerikanische Nationalhymne vor dem Boxkampf zwischen Evander Holyfield und Lennox Lewis, ein Sportereignis mit rekordbrechender Einschaltquote. Last but not least, zierte D'Angelo jüngst das Cover des Bildbandes "Body & Soul: The First Black Book", das afro-amerikansche Männer in der Unterhaltungsindustrie porträtiert.

Es war schon sehr früh klar, dass D'Angelo eine ganz besondere Aura hat. In Richmond als Sohn und Enkel einer Priesterfamilie geboren, zeigte D'Angelo schon als kleines Kind außerordentliches musikalisches Talent und begann mit fünf Jahren Klavier zu spielen. Bereits mit 18 war er dreimal bei der Amateur Night im renommierten Apollo Theatre in New York als Gewinner hervorgegangen und hatte sich der Rap-Gruppe I.D.U. angeschlossen. Durch ein Demotape dieser in Vergessenheit geratenen Band wurde die Industrie auf das junge Talent aufmerksam.

1991 unterschrieb D'Angelo einen Verlagsdeal, der schließlich zu einem Plattenvertrag mit der EMI führte. 1994 veröffentlichte er als Co-Autor und Co-Produzent mit "U Will Know" eine erste Solo-Single, die auch für den Film "Jason's Lyric" eingesetzt wurde. Die geniale Federführung des jungen Mannes sprach sich in Windeseile herum und als 1995 "Brown Sugar" erschien, wurden alle Erwartungen sogar noch übertroffen.

Nun, vier Jahre später, kehrt dieser vorzeitig weise Adept des gehobenen R&B und Soul zurück: "Meine Inspiration war es, einen Schritt weiter zu gehen, das nächste Level zu erreichen. Gegen den Strom zu arbeiten und tiefer in den Sound zu gehen, der mir vorschwebt. Ich betrachte 'Voodoo' erst als den Anfang, dennich entwickle mich noch. Ich horche noch immer nach neuen Sounds in meinem Kopf. Diesen Sound will ich herauskristallisieren und auf Tape bannen. Das hier ist nur der erste Schritt. Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt bin ich auf dem besten Weg." Das bestätigen auch die ersten Reaktionen des Publikums. Nachdem die Veröffentlichung des Albums mehrmals verschoben wurde und die Spannung zunehmend gestiegen war, gelang "Voodoo" in den USA nun der Direkteinstieg auf #1 der Billboard-Charts. Der Zauber zeigt Wirkung.
     

Mehr Informationen zu D'Angelo



0 Kommentare zu D'Angelo Biographie

Es sind noch keine Kommentare vorhanden. :(