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Joe Cocker Biographie

Joe Cocker

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Seitdem hat der Sänger aus Sheffield, der im Mai dieses Jahres seinen 60. Geburtstag feierte, immer wieder vertraute Songs der Pop- und Rockgeschichte adaptiert, und das ebenso einfühlsam wie selbstsicher, wenn nicht sogar gebieterisch. Zweifellos zählen gerade diese Interpretationen zu den Highlights der Studioalben und unzähligen Konzerte seiner vier Dekaden umspannenden Laufbahn. Nun hat Joe Cocker sich entschieden, ein Album aufzunehmen, dass ausschließlich aus Coverversionen besteht, allesamt Beispiele für seinen erlesenen Geschmack, aber vor allem für seine einzigartige Kunst, sich fremde Songs zu eigen zu machen. "Heart & Soul" ist ein weiterer Meilenstein in der phänomenalen Karriere von Joe Cocker.

"In all den Jahren haben sich Fans an mich gewandt in der Hoffnung, dass ich einen Track eines anderen Künstlers, den sie ebenso verehren wie ich selbst, neu interpretiere", so Joe Cocker. "Fast jedes Album, das ich veröffentlicht habe, hat einen, wenn nicht zwei solcher Songs beinhaltet. Das hat vielleicht unvermeidlich zu der Annahme geführt, dass ich schließlich ein Album veröffentliche, das sich komplett aus Coverversionen zusammensetzt. Nun, hier ist es. Meine erste Idee war zwar, dass das Album ausschließlich aus Songs aus den Sechzigern bestehen sollte, in der mein Geschmack und meine Einflüsse wirklich Form annahmen, aber in der Planungsphase hat es sich durch die Jahre vorgearbeitet, sodass es am Ende auch Songs aus den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern enthält." Zweifellos ist jeder Song von jeher ein moderner Klassiker, aber jeder einzelne profitiert von Joe Cockers sehr persönlicher Lesart.

Sowohl die Bandbreite als auch die exzellente Auswahl demonstrieren Cockers untadeligen Musikgeschmack. Es dürfte kaum überraschen, dass die ältesten Originale aus dem weiten Feld von Soul und Rhythm'n'Blues stammen. So nimmt er beliebte Evergreens dieser Genres in Angriff: von Aretha Franklin ("Chain Of Fools"), Ben. E. King ("I Who Have Nothing"), Chuck Jackson ("I Keep Forgetting"), Nina Simone ("I Put A Spell On You"), Marvin Gaye ("What's Going On") und Rose Royce ("Love Don't Live Here Anymore"). Jedes Mal gelingt es ihm, dem jeweiligen Song etwas Neues und Einzigartiges hinzuzufügen. Seine Bewunderung für exzellente Songwriter und Ikonen der Rockmusik bringt er mit den Coverversionen einiger seiner Lieblingssongs nicht minder hervorragend zum Ausdruck. "Don't Let Me Be Lonely" (James Taylor), "Jealous Guy" (John Lennon), "Maybe I'm Amazed" (Paul McCartney/Wings), "Every Kind Of People" (Robert Palmer), "One" (U2) und "Everybody Hurts" (R.E.M.) zählen von nun an nicht nur zu den besten zeitgenössischen Rocksongs, sondern auch zum Kanon der Cocker-Klassiker.

"Wenn du so alt bist wie ich, hat sich dein Gesangsstil ziemlich gefestigt und du kannst nichts tun, um daran etwas zu ändern", sinniert Joe Cocker und erläutert dann seine Herangehensweise an heilig scheinende Territorien. "Offensichtlich ist jeder Song bereits vom Originalkünstler definitiv interpretiert worden, aber war zugleich häufig Gegenstand zahlreicher alternativer Versionen. Indes habe ich mich nie der Arbeit eines Künstlers genähert, wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass ich diesem etwas anderes und persönliches hinzufügen konnte - und ich sage das ganz ohne Arroganz. Eher kann man dem Song eine andere Art von Integrität verschaffen, voller Respekt und zur Ergänzung zum Original. Warum sollte ich mich sonst an ‚What's Going On' versuchen, das Marvin so perfekt und wunderschön hinbekommen hat? Es geht nicht darum, etwas verbessern zu wollen. Es gilt zu versuchen, dem Song eine eigene kleine Geschmacksnote zu verpassen."

"Heart & Soul" wurde in Hollywood aufgenommen, und zwar im Studio seines langjährigen Weggefährten CJ Vanston, der als enger Mitarbeiter, Keyboarder, Produzent und Arrangeur Joe Cockers Sound der letzten Jahre mitgeprägt hat. "Ich sollte hinzufügen, dass man sich kein riesiges Studio vorstellen darf, eher einen kleinen Raum, der nicht viel größer ist als ein durchschnittliches britisches Wohnzimmer, und darin noch ein Mischpult und eine Gesangskabine gequetscht. Das verbreitet eine unglaublich intime und private Atmosphäre, die es mir leicht gemacht hat, in meine kleine Welt zu entfliehen und in jedem Song vollkommen aufzugehen." Einmal mehr wurden die Sessions von ungewöhnlichen Umständen begleitet. "Wenn ich in L.A. aufnehme, sind die Chancen groß, dass irgendetwas Ungewöhnliches passiert. So habe ich in der Vergangenheit schon Aufnahmen gemacht, als es dort das große Erdbeben gab. Diesmal wüteten während der ersten Sessions Waldbrände rund um die Stadt. Überall fiel Asche und nachts, wenn ich mit dem Auto fuhr, loderten die Feuer auf beiden Seiten des Freeways. Das war schon eine merkwürdige Zeit und als Ergebnis klingt meine Stimme auf einigen Stücken besonders trocken und rauchig. Wir hatten schon mit dem Gedanken gespielt, das Projekt ‚The Fire Sessions' zu nennen." Die an den Aufnahmen beteiligten Musiker machten jedenfalls mächtig Dampf und dabei gaben sich auch einige Gitarristen von Rang und Namen die Ehre, den einen oder anderen Song zu veredeln, darunter die Altmeister Jeff Beck und Eric Clapton sowie Steve Lukather und Mike Landau. Für die exzellente Abmischung sorgte der versierte Bob Clearmountain.

Joe Cocker ist trotz seines weltweit anerkannten Gesangstalents stets sein größter Kritiker geblieben. So gesteht er, dass er auch diesmal seine Songauswahl gelegentlich als anmaßend empfunden habe. Glücklicherweise kam die Bestätigung, dass seine Wahl alles andere als dreist war, aus berufener Quelle. "Ich sah zufällig eine Fernsehshow, in der Bono ‚That's Life' sang. Vorher hatte ich mich noch mit dem einen oder anderen Stück inklusive des Songs von U2 schwer getan. Aber als ich sah und hörte, wie er etwas sang, was so eng mit dem großen Frank verbunden wird, dachte ich mir, nun gut, wenn er bereit ist, sich so liebevoll Sinatra zu widmen, wird es schon ok sein, wenn ich mich auch an all dem Zeug heranwage." Traurigerweise sind aus zwei Songs postume Widmungen geworden für Künstler, die in jüngster Zeit verstorben sind. "Ich hatte schon als Teenager einige Alben von Nina Simone und reagierte schon immer instinktiv auf ihre faszinierende Art, einen Song herüberzubringen. Mit ihr hat die Musik eine ganz Große verloren. Und was Robert Palmer betrifft...

"Wir waren zwei Typen aus Yorkshire mit gar nicht mal so unterschiedlichem Background, die sich schon vor langer Zeit trafen", erinnert sich Cocker an jene Zeit vor etlichen Jahren, als Robert Palmer bei den Aufnahmen des Albums "Sheffield Steel" als Backgroundsänger aushalf. "Es war ein Schock, der eine tiefe Trauer auslöste, ihn so unerwartet und in so relativ jungem Alter zu verlieren. Er war ein sehr, sehr begabter Mensch." Aber genau das ist eigentlich die Essenz von "Heart & Soul", eine sehr persönliche, höchst liebevolle und zutiefst dankbare Verbeugung vor den vielen Künstlern, deren Schaffen den Geschmack und die künstlerische Ausrichtung des Mannes geprägt haben, der selbst verehrt und bewundert wird wie nur wenige Briten, wenn nicht wie wenige Künstler auf der ganzen Welt. Joe Cocker, stets bescheiden geblieben, schenkt solch Übertreibungen nur ein Lächeln und bringt sein neues Album achselzuckend mit ein paar schlichten Worten auf den Punkt: "Im Laufe der Jahre scheint man es richtig lieb gewonnen zu haben, wenn ich Hits von anderen in Angriff nehme. Diesmal habe ich das im großen Stil gemacht und, wenn ich ehrlich bin, denke ich, wir haben unseren Job ziemlich gut gemacht."

     

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