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Sportfreunde Stiller Biographie

Sportfreunde Stiller

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„Es gibt Sätze, die tun manchem weh und sind trotzdem wahr. Zum Beispiel dieser: ,Wir sind der einzige Münchner Club, der in dieser Saison was gerissen hat.’ Und der Club spielt nicht Fußball, sondern macht Musik.’ Der Satz stammt von der Popband SPORTFREUNDE STILLER.“

Also sprach Anne Will am 26. Mai in den „Tagesthemen“ – einen Beitrag über den Umstand einleitend, dass drei Jungs mit „schrammeliger Gitarrenmusik und deutschen Texten“ derzeit so viele Platten verkaufen und so viele Menschen in die Konzerthallen locken „wie keine andere Band im deutschsprachigen Raum“. Gab’s nichts wichtigeres an diesem Tag?

Gewiss waren da ein paar neue Überlegungen zur Nachkriegsordnung im Irak, bestimmt stritten sich Regierung und Opposition gar heftig über das neue Zuwanderungsgesetz, und auch die Suche nach den Verantwortlichen der eingestürzten Halle am Flughafen Charles de Gaulle ging fieberhaft weiter. Doch was ist derlei Nachrichtenroutine gegen das historische Ereignis, das an diesem Abend in München seinen Lauf nahm?

An diesem Abend füllten die SPORTFREUNDE STILLER, bei Kritikern bis dahin wahlweise als „größte Schülerband Deutschlands“ und „beste schlechte Band der Welt“ notorisch, die Olympiahalle zu München, einen Vergnügungstempel, der sonst für die Spitzenkräfte des angloamerikanischen Show-Gewerbes reserviert ist – und von einer einheimischen Band zuletzt vor 22 Jahren gebucht wurde, namentlich der altehrwürdigen Spider Murphy Gang. Das ist länger her als die meisten Fans der SPORTFREUNDE STILLER alt sind.

Wer dabei war, wird jedenfalls noch lange von diesem Abend reden, mindestens die nächsten 22 Jahre lang. Wer nicht dabei war, bekommt mit diesem Album zumindest eine Ahnung von einem Pop-Moment, den in seiner denkwürdigen Gänze zu beschreiben selbst der Dichter Peter Balboa um Worte ringt: „Schöne Töne und eine feiernde Meute, Dissharmonien und Friedenszeichen, Melodien, die eins erreichen, Ohrensausen, Lebensbrausen, hohe Sprünge, Bubenflausen, Chorgesänge, Evilposen, jede menge Breitcordhosen.“ Den der Leistungssportler Flori Rakete analysiert mit der Formel: „Dabei sein war alles - mittendrin sein war der Hammer!“. Und der selbst die Schriftgelehrten der „Tagesthemen“-Redaktion zu wenig mehr als dem schlichten aber wahren Resümee inspirierte: „eine Sensation!“

Man muss es hören. Von den ersten Schlachtgesängen der Fans bis zum letzten Ton von „Spitze“. Die SPORTFREUNDE STILLER waren, sind und werden immer eine Live-Band sein. Der Rüde sagt: „Zwei Stunden einfach Musik machen, so wie wir sind, ohne Schnitt, ohne sich um irgendeinen Scheiß zu kümmern, sondern drauflos, zusammen mit den Leuten, wenn’s um was geht – das kriegt man im Studio nicht hin“. Um ein Wortspiel von Joachim Kaiser zu bemühen: Die SPORTFREUNDE STILLER hört man live tatsächlich mit ganz anderen Augen. Und das nicht nur in München. Wann gab’s das, dass eine Münchner Band, zumal mit dem Lobgesang auf einen Bayern-Stürmer im Gepäck, zweimal hintereinander die Große Freiheit in Hamburg ausverkauft - und mit dem alten Fankurven-Heuler „You’ll Never Walk Alone“ in die Nacht entlassen wird. Oder in Hannover, als Trutzburg des teutonischen Hair-Metals berüchtigt, auf Händen durchs Rund getragen wird und später nur deshalb nicht auch noch zu einer fünften Zugabe rauskommt, weil es ernsthafte Bedenken bezüglich der Solidität des Gemäuers gibt. Für ein paar Wochen im Mai gelang es dieser kleinen Band, die Nation zu einen: Man war eins mit den Tausenden, auf der guten Seite, so was geht in so’ner Sommernacht – und das sahen alle genauso!

Was sich da an rund zwanzig Abenden quer durch die Republik abspielte, war gewiss: „Luftflimmern und pochenden Herzen, ich seh das Licht durchschimmern und Wunderkerzen“ (Peter), sicherlich auch: „architektonische Fortbildung aufgrund nicht gekannter Ausmaße der Konzertlokationen“ (Flori); vor allem aber war es „die Kulmination der ganzen Bandgeschichte“ (Rüde). Es ist dies die Geschichte einer Freundschaft zwischen einer Band und ihrem Publikum, die vor acht Jahren noch ein wenig zaghaft begann, allmählich wuchs, durchaus auch mal auf die Probe gestellt wurde, aber gerade deshalb so innig und unzerbrüchlich wurde, dass in Wien 3500, in Köln 4000, in Münster 6000, in München mehr als 10000 und auch sonst noch ein paar Leute plus drei Musiker vereint waren im Herzen. Der Song „Ein kleiner Schritt“, Opener dieses Albums und demnächst auch als erste Live-Single der SPORTFREUNDE STILLER erhältlich, mag Unbedarften ein wenig pathetisch erscheinen. Doch bringt kaum ein anderer das Verhältnis der SPORTFREUNDE STILLER zu ihren Fans so gut auf den Punkt: Sie sind unverzichtbarer Teil eines Erlebnisses, das weit über die gängigen Definitionen von Musikkonsum hinausgeht.

Und das Schöne daran ist, dass man’s jederzeit bewundern kann. Mit diesem lange überfälligen Live-Album nämlich - das auch dann nichts von seiner Magie einbüßen wird, wenn die SPORTFREUNDE STILLER nicht länger der einzige Münchner Club sind, der was reißt. Gute Freunde kann niemand trennen!
     

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