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Olli Schulz und der Hund Marie Biographie

Olli Schulz und der Hund Marie

Letztens auf dem Anrufbeantworter: „Ja, hier Olli Schulz, sitze in meinem Mistauto, gefangen! Ein Haufen Kotze, ich latsche da durch, Kotze klebt am Schuh, die ganze große Stadt ein Klumpen Auswurf, stinkt, und überall Lärm. Ich halt das nicht mehr aus! Jetzt ist auch noch Stau hier, nichts geht weiter, und überall diese Leute, böse Fressen, totes Fleisch, leere Augen, AHHH. Ruf mal an! Olli.“
Was ist denn nur los mit diesem Jungen?

„Warten auf den Bumerang“ ist Olli Schulz’ drittes Album und kommt gerade richtig. Während alle nur noch nett rumkumpeln, aus lauter Angst vor der Welt Schutz suchen im trauten Heim, in ihrer Verlorenheit Identität und Halt in Heimat und Nation vermuten und spießiger sind als ihre Eltern, während also die so genannte junge Generation windelweich geworden gar nichts mehr will als sich selbst in Sicherheit zu bringen, singt Olli Schulz Zeilen wie diese: „Viel zu lang waren die Falschen dran und haben die Wirklichkeit benutzt / Der Feigling sagt er kann nichts dafür, er ist hier auch nur reingerutscht / Geh zu denen, die da draußen stehen gegen den Lärm der sie umgibt / Glaub daran, dass man ändern kann und mach das irgendwas passiert.“ Die zweite Überraschung ist die Musik auf diesem Album.

Für die meisten Leute ist Olli Schulz der Typ mit der Gitarre, der launig-lustige Texte singt und immer so viele witzige Geschichten zu erzählen hat, dass seine Konzerte regelmäßig zu einer Art Stand-Up-Comedy-Show ausarten. Ein Mann, eine Gitarre, ein Herz voll kruden Humors und ein Mitteilungsbedürfnis von hier bis zum Mond. Und neben ihm sein kongenialer schweigender kreativer Partner Max Schröder aka Der Hund Marie. Doch schon auf dem zweiten Album „Das beige Album“ war alles ein bisschen ernster geworden, und auch die Lieder waren größer und offener. Bei den Aufnahmen zu „Warten auf den Bumerang“ kam nun die Live-Band um Dennis Becker und André Frahm mehr und mehr zum Einsatz, was dazu führte, dass Olli Schulz & Der Hund Marie eingespielter und reifer klingen als je zuvor. Die Wandlung ist vollzogen. Olli Schulz & Der Hund Marie sind eine richtig tolle Band, und der Sänger ist kein Spaßvogel mit ernsten Absichten, sondern ein kluger Beobachter mit großem Herzen, Wut im Bauch und einem feinen Sinn für absurde Brüche in den Momenten des Alltags.

Die elf neuen Lieder handeln von Menschen, die sich verloren haben, von anderen, die sich mutig wieder finden, vom Leben, das man sich gestalten muss, von Söhnen, die ihre Väter nicht kennen, vom Aufbrechen und Kämpfen, von der Hölle hinter all diesen Fenstern, von Selbstbetrug und Freiheit und Liebe und davon, dass man die guten Sachen nicht geschenkt bekommt und die schlechten überwinden muss. Die Worte, die Herr Schulz hier singt, sind wie Salz in unsere Wunden. Sie spenden keinen Trost, sondern wühlen auf, machen nervös und sägen an der Hütte des Selbstbetrugs, in der wir es uns es so schön gemütlich gemacht haben. Und dann die Musik!

Alles fahrige und skizzenhafte ist verschwunden und Liedern gewichen, die in der Bauweise den Texten ähneln: Alles ist reduziert und so präzise formuliert, dass es einen sofort und nachhaltig packt. Der angejazzte Basslauf in „Was macht man bloß mit diesem Jungen?“, die funky Gitarre und dann der sonnige Männerchor – hier ist der Humor! Es geht auch mal so Arme-hoch-mäßig hymnisch geradeaus wie in „In jede Richtung“ und „Wenn die Music nicht so laut wär’“, und dann ist’s wieder fast kammermusikalisch sanft und leise wie bei „Unsichtbarer Vogel“ und „Armer Vater“, dem schönsten Lied über Väter seit langem. Man ist davon ganz mitgenommen und sitzt so rum mit einem Ziehen in der Magengegend, und dann singt der Schulz im nächsten Lied hell und laut: „Kleine Meise großes Herz, vor dir steht ein Pinguin.“ Das sind die Lacher auf diesem Album, und sie sind erlösend.

„Warten auf den Bumerang“ ist der große Wurf, auf den wir gewartet haben. Hier geht einer nach vorn. Olli Schulz & Der Hund Marie sollten Sie auf dem Zettel haben, sonst sagt hinterher wieder einer: „Und du, wo warst du?“.
Und wenn mal wieder jemand jammert und winselt in seiner ganzen wurstigen Wehleidigkeit – spielen Sie ihm diese Lieder vor. Könnte helfen.
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