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Tunde Biographie

Tunde

Manche Männer erkannt man am Lachen, manche am Gang, andere am Eau de Toilette. Einige wenige erkennt man allein an ihrer unverwechselbaren Stimme. Diesen Herrn hier ganz bestimmt: Tunde Baiyewu. Nie gehört den Namen? Das glauben wir gern. Aber seine soulige Stimme und sein ganz spezielles Timbre, das kennen Sie bestimmt. Schließlich sang der gebürtige Nigerianer die Lighthouse Family in die Charts und in die Herzen von Millionen Fans. Etwa zehn Millionen um genauer zu sein. So viele Haushalte besitzen weltweit eine CD der englischen Band, die sich vor drei Jahren trennte - nach drei Multi-Platin-Alben, diversen Hitsingles und ausverkauften Touren, die sie einmal um den Globus führten.

Während sich die Lighthouse Family bereits im Auflösungsprozess befand, nahm in Tundes Kopf ein Projekt Gestalt an: "Tunde", sein Debüt-Album als Solo-Artist. 18 Monate arbeitete er schließlich daran. Einige Song-Fragmente stammen noch aus der LF-Zeit. Kein Wunder also, dass die erste Single "Great Romantic" wie ein letzter großer LF-Hit klingt, der nie veröffentlicht wurde. Der Rest des Albums birgt aber einige Überraschungen.

"Mir geht es hauptsächlich um die Songs. Sie spiegeln einen ganzen Haufen Erfahrungen der letzten vier Jahre sowie meine Herkunft wider. Damit mein ich meine nigerianischen Wurzeln. Die Texte sind sehr persönlich. Außerdem probierte ich Dinge mit meiner Stimme aus, die man so noch nicht von mir gehört hat. Mehr Ausdruck, mehr Experiment, mehr Wagnis. Ich verlasse den sicheren Hafen, wenn man so will", reflektiert Tunde.

So wie die Dinge damals waren, hätte Tunde sein Soloalbum auch beim LF-Label veröffentlichen können. Doch als man ihm zu einem Album mit Coverversionen berühmter Hits riet, merkte er schnell, dass es Zeit war, auch hier einen Schnitt vorzunehmen. Zusammen mit seinem neuen Label RCA Records konnte er ein Sound-Konzept verwirklichen, dass neue Fans anlocken wird ohne die alten Weggefährten zu vertreiben.

Als Produzent stand ihm Mike Peden zur Seite. Der Mann, der das erste LF-Album produzierte. Stimmung, Richtung und Koordinaten waren vorgegeben, als Tunde und sein Partner Sebastian Rogers von der britischen Band Floetry die wunderschöne Ballade "Miles Ahead Of Me" inmitten der Wildnis von Norfolk schrieben. Neun der 12 Songs auf "Tunde" schrieben und nahmen die beiden Freunde in einem kleinen Studio in der Nähe von Diss auf, das sich in einer alten Mühle inmitten purer Natur befindet und die unglaubliche Atmosphäre der Songs erklärt.

In dem Song "Our History" setzt sich Tunde mit seinen Gefühlen für Nigeria auseinander, dem Land, in dem sein Vater geboren wurde und in dem er den größten Teil seiner Kindheit verbrachte. Der mit Sicherheit bewegenste und zugleich persönlichste Track auf "dem Album ist "Anaesthetic", den Tunde nach dem Tod seiner Mutter schrieb: "Der schwierigste Song, den ich je zuPapier gebracht habe. Zuerst war ich total blockiert, was das Thema angeht. Es dauerte zwei Jahre, bis ich mich gefühlsmäßig und textlich überhaupt in die Nähe dieses Themas wagte. Sebastian übernahm dabei die Rolle eines Katalysators: Er half mir die Gefühle rauszulassen und sie in Worte zu fassen - in dieser Zeit wurde er ein sehr guter Freund von mir.
Es gibt eine Zeile, wo ich ‚Oluwa Shanu-Mi' singe, was soviel wie ,Gott, vergib mir!' bedeutet; das waren die letzten Worte die meine Mutter schrie, bevor sie starb."

Auf "Letting Me Down" stellt Tunde die kalifornische Sängerin und Autorin Catherine Feeny erstmals einer breiten Öffentlichkeit vor.
Der Opener "Passing The Hours" ist das Ergebnis einer eher ungewöhnlichen Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Grant Lee Buffalo-Frontmann Grant Lee Phillips: "Als wir uns das erste Mal trafen, hat es sofort gefunkt - für mich einer besten Songs auf dem Album."

"Long Way Home" dürften einige Musikfans an den üppigen und markanten Bläser-Arrangements wiedererkennen: Tunde hörte den Track, der im Original von Jim Bianco stammt, erstmals in einem Club in Los Angeles - übrigens die einzige Coverversion auf dem Album.

Mit der Lighthouse Family verbindet Tunde retrospektiv viele große, unerwartete sowie unvergleichliche Momente seit er Anfang der 90er Jahre auf einer College-Party in Newcastle Paul Tucker traf. Ihre erste gemeinsame Aufnahme hieß "Ocean Drive", und allein auf Grund der starken Demo-Version erhielten die beiden Newcomer ihren ersten Plattenvertrag. Der Rest ist längst Geschichte: Das erste Album "Ocean Drive" erschien 1995 und verkaufte sich über drei Millionen Mal; Nachfolger "Postcards From Heaven" toppte das Debüt-Ergebnis um eine weitere Million, und Longplayer Nummer drei, "Whatever Gets You Through The Day", glänzte mit ähnlichem Ergebnis wie die beiden Vorgänger.

Das Phänomen: Lighthouse Family kamen aus dem Nichts, folgten weder einem Trend noch kopierten sie eine bis dato bekannte Erfolgsformel. Mit der Lighthouse Family reiste Tunde um die Welt und wurde über Nacht erwachsen: Aus dem schüchternen Typen, der nie zuvor in einem professionellen Studio gesungen hatte, wurde in kürzester Zeit ein professioneller Performer und versierter Songwriter. Einer, der heute Ruhe und Selbstvertrauen ausstrahlt, wenn er sagt, dass er ein Album ohne Füller-Songs abliefern wollte und mit dem Ergebnis sehr zufrieden ist: "Ich habe mich an den großen Alben von Marvin Gaye oder des jungen Michael Jackson orientiert und das Beste abgeliefert, was ich drauf habe."
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