Danko Jones im Interview
Musik Base:
Im Vergleich zum Vorgänger „We Sweat Blood" schien es, als hättet ihr bei eurem letzten Album „Sleep Is The Enemy" mehr Wert auf Melodien gelegt. Können wir beim neuen Album „Never Too Loud" eine ähnliche Entwicklung erwarten?
Danko Jones:
Ja, wir haben uns bewusst dafür entschieden, diesmal noch mehr an Melodien zu arbeiten als auf „Sleep Is The Enemy". Das wird auf „Never Too Loud" auch ziemlich offensichtlich. Über Jahre hinweg haben Leute mich immer wieder gefragt, warum ich meine Texte so oft „shoute" und haben gesagt, ich solle doch mehr singen - einige wussten gar nicht, dass ich das überhaupt kann. Nach langer Zeit bin ich nun aber endlich selbstbewusster mit meiner Stimme. Bei tollen Sängern wie Ian Gillian, Phil Lynott oder Paul Stanley geht es immer in erster Linie um die Melodien. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wollte ich das auch.
Musik Base:
Ihr habt im letzten Sommer nach langer Zeit eine etwas längere Tourpause eingelegt. Bedeutete das gleichzeitig mehr Zeit fürs Songwriting?
Wir hatten diesmal definitiv mehr Zeit zum Schreiben der Platte. Die Pause war dringend nötig. Es war die erste seit fast sechs Jahren. Aber in dieser Band bedeutet eine Pause nie, dass wir nicht trotzdem an irgendwas arbeiten. Wir haben uns an die Songs der neuen Platte gemacht - und zwar endlich mal so, wie es früher auch immer lief. Ganz ohne Deadlines und mit viel Spaß und vielen Jam-Sessions. Es funktioniert bei uns ziemlich gut, wenn alle drei von uns gleichzeitig an Songs schreiben.
Musik Base:
Stehen alle deine Songtexte in Zusammenhang mit Dingen, die du oder jemand aus deinem Umfeld schon mal erlebt hat?
Ja, alle Texte kommen von Erfahrungen aus dem richtigen Leben. Das habe ich schon immer so gemacht. Wenn es nicht so wäre, würde ich glaube ich vom Drachentöten und Rumhängen mit Satan singen.
Musik Base:
Kannst du dir vorstellen, noch einmal sechs Jahre ohne Pause unterwegs zu sein?
Klar, das wäre super. Denn das würde bedeuten, dass das Album gut läuft und wir es vielen Leuten vorstellen könnten. Das würde ich sofort begrüßen. Natürlich wäre es auch anstrengend, aber das sind wir gewohnt. Und es ist erträglich, denn wir haben uns angewöhnt, uns einfach Pausen zu nehmen, wenn wir sie brauchen. Das ist die einzige Möglichkeit, diesen Job über einen längeren Zeitraum machen zu können.
Musik Base:
Empfindest du einen großen Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung - und auch im Erfolg - von Danko Jones zwischen eurer Heimat Kanada und Europa?
Oh ja. Die kanadische Musiklandschaft ist wirklich komplett anders als die in Europa. Ich persönlich finde es in Kanada ziemlich eindimensional. In Europa hingegen gibt es viele verschiedene starke und unverwüstliche Szenen, was gut für uns ist. Dort gibt es wirklich viele Leute, die die Musik die ich mag - nämlich Rock und Metal - zu schätzen wissen. Das ist in Kanada nicht so. Dort feiert man sich selbst so ein wenig als großer Lieferant von toller Musik in die ganze Welt. Das mag ja teilweise auch so sein. Aber Rock und Metal werden hier als ziemlich anspruchslos angesehen, was ich schon ein wenig beleidigend finde.
Musik Base:
Ihr seid schon seit längerer Zeit beim eher kleinen schwedischen Label „Bad Taste Records". Fühlt ihr euch dort wohl, oder habt ihr schon einmal über einen Wechsel zu einem größeren Label zugunsten einer besseren Verbreitung eurer Platten nachgedacht?
Das ist so ein Geben und Nehmen bei uns. Wir profitieren von Bad Taste auf eine Art und Weise, wie es nie bei einem großen Label möglich wäre - und umgekehrt. Unser größtes Anliegen ist es, das wir merken, dass man uns ernst nimmt und wir eine wichtige Rolle beim Label spielen. Wir haben aber sowohl mit großen Major- als auch mit kleinen Indie-Labels schon schlechte Erfahrungen gemacht. Es kommt letztendlich nicht darauf an, auf welchem Label du bist, sondern nur, welche Leute dahinter stehen.
Musik Base:
Du hast eine Radioshow namens „The Magical World Of Rock" in Schweden, und hast im Zuge dessen ein Spoken Word-Album aufgenommen und warst damit auch auf Tour. Werden wir auch in dieser Richtung wieder etwas von dir zu hören bekommen?
Ja genau, die Show läuft bei Rocket FM in Stockholm. Schon seit 2003. Ich war damals für einen Promotermin dort. Der Programmdirektor meinte im Anschluss scherzhaft, ich solle doch eine Show auf dem Sender machen - und schon ging's los. Ich liebe die Show. Sie lässt mich die Rolle als Musikfan ausleben, die ich außerhalb der Bühne eigentlich immer innehabe. Das Spoken Word-Album war eine tolle Erfahrung, bei der ich sehr viel gelernt habe. Die Tour war ein Riesenspaß und hat mir ganz neue Erfahrungen fürs Auftreten im Allgemeinen gebracht. Ich möchte in Zukunft unbedingt wieder etwas in dieser Richtung machen.
Interview: Alexander Meyer