Seeed Biographie
Seeed
Die Geschichte von Seeed ist eine dieser Geschichten, in denen ganz zu Anfang der Satz fällt: "Hättest du mir das vor drei Jahren erzählt, kein Wort hätte ich dir geglaubt." In gerade mal 36 Monaten schaffte es die Crew vom anfangs unter-schätzten Lokal-Act zum doppelten Echo-Gewinner, Top-Seller und dicksten Dancehall-Ding im deutschsprachigen Raum. 2001 war das. Allein eine schwere Krankheit konnte das Kommando Seeed kurz stoppen. Jetzt sind sie wieder da. Aus den "New Dubby Conquerors" morphten die "Music Monks".
Berlin, Ende der 1990er Jahre. Dancehall- Reggae, der Sound Jamaikas hatte die Stadt erobert. Die Szene boomte. Mit dem Foundation-Sound Concrete Jungle hatte alles begonnen. Supersonic, Such-A-Sound, Urban Bass, Souljah Sistaz und andere zogen nach. Hamburg war als Dancehall-Hauptstadt abgelöst worden. Rekordjagd in B: Kein Wochenende ohne mindestens drei große Dances. Statt einmal im Jahr kamen nun alle paar Monate jamaikanische Stars. Und sie leuchteten nicht nur von großen Plakaten, sondern traten auch tatsächlich auf. Zur pfingstlichen, an den Karneval der Kulturen gekoppelten Langen Nacht der Soundsystems pilgerten Tausende, um im Bass zu baden. Was zum kompletten Glück fehlte, waren Sänger, waren Bands, die in der Lage waren, Dancehall live zu spielen. Das Dilemma sollte von einer Band beendet werden, die sich eigentlich nur so zum Spaß zusammengefunden hatte: Seeed.
Pierre Baigorry aka Enuff spielte schon seit Teenagertagen in diversen Berliner P-funkbands. CPS, eine Kreuzberger HipHop- Halb - Legende, war das letzte Projekt in einer langen Reihe von high hopes und Bauchlandungen. Eigentlich wollte er, genervt von ständiger Pleitegeierei, die "Profi"-Musikkarriere an den Nagel hängen. Der Berliner Karneval der Kulturen, 1998 längst ein Massenspektakel für Hunderttausende, provozierte dann allerdings eine brillante Idee: eine Band wie sie es in Berlin noch nie gegeben hatte, ein mobiles Reggae-Einsatzkommando, kreiert nach dem Vorbild der großen Marching Bands aus New Orleans! Ein Haufen Drums, Horns, 3 Sänger und mehr sollten sich zusammenfinden, um an jedem beliebigen Ort spielen zu können. Diese Band sollte aber eben nicht New Orleans Second-Line-Zeug spielen sondern Reggae und Dancehall.. Hinter der Band würde ein mit Technik und Lautsprechern beladener Soundlaster fahren, ein mobiles Studio, betreut von einem Live-Remixer, der in real time Dub-Mixe der Marching Band anfertigt. Eine fantastische und bestechend größenwahnsinnige Idee und, so Pierre, "natürlich ein tierisch krasses Projekt, von dem irgendwie klar war, dass es nie dazu kommen würde." Aber die Beteiligten hatten ohnehin keine weitergehenden Ambitionen mit dieser Band. Das Ganze war als ein Spaßprojekt angelegt, ohne jeden verpflichtenden Druck, ohne Gedanken an Aufnahmen und Platten. Die Band sollte einfach all die Musiker zusammenbringen, die immer schon mal zusammen spielen wollten. Dieses Kongglomerat bildete die Ursuppe für den Seeedschen Urknall.
Neben Pierre sollte die spätere Reggae Big Band aus den Sängern Frank Dellé aka Eased, Demba Nabé aka Ear, dem Percussionisten Alfi Trowers (der einzige Jamaikaner an Bord), DJ Illvibe, Keyboarder Dubmaster Reibold, Drummer Based, Gitarrist Rudeboy Rudy, Bassist Tobsen, Posaunist Jerome Bugnon und Saxophonist Moritz Delgado (geboren zwischen 1955 und 1980) bestehen.
Nachdem das Projekt der Reggae Marching Band in der Spree versenkt worden war, ließen erste Auftritte der Ur-Seeed-Formation an der Spree den Seeed-Motor langsam warmlaufen. Ein Benefiz-Gig ´98 für das legendäre "Yaam", ein an Sommerwochen-enden von Tausenden besuchter open air Reggae Club direkt am Ufer der Spree gelegen, begeisterte Publikum und auch die Band derartig, dass sofort klar war: wir machen weiter.
Der Ur-Seeed-Sound orientierte sich noch an 70s Vorbildern wie Lee Perry, Max Romeo oder Bob Marley. Andererseits waren bereits die Stärken von Seeed zu hören: der Druck und die Energie, die von dieser großen Band erzeugt werden konnten, das bruchlose kombinieren von Elektronik und "Live"-Instrumenten. Ebenso die sich perfekt umeinander schlingenden Stimmen der drei Sänger, die auf der Bühne tonnenweise Charme versprühten. Und schließlich, ein ganz entscheidender Faktor des späteren Erfolges: die Erfindung des "Seeed Speech", jener Fähigkeit, mühelos geschmeidige, unpeinliche, deutsche Texte mit einem Pseudo-Patois zu kombinieren, ohne dabei auch nur eine Millisekunde den Flow zu unterbrechen.
Weitere erfolgreiche und harte Arbeit im Proberaum und eine ganze Reihe Auftritte ließen aus den gewollten Amateuren allmählich Profis werden. Seeeds Entwicklung ging plötzlich in riesigen Schritten weiter: Im Sommer 2000 erschien, auf dem kleinen Downbeat-Label produziert, die "New Dubby Conquerors" EP. Neben der Lee Perry-Hommage "Wee Seeed" (auf dem genial arrangierten "Police And Thieves" riddim) enthielt sie zwei eigene Stücke. Der südafrikanisch angehauchte Dancehall-Track "Yaam" zeigte, wohin die Reise gehen könnte. Live wurde die Band, auch wenn sie aus organisatorischen Gründen (man besaß nicht mal einen Bandbus) selten auftrat, von Konzert zu Konzert tighter.
Als die "New Dubby Conquerors" EP erschien, tourte die Band mit der jamaikanischen Dancehall - Reggae Legende Buju Banton, und im Juli traten Seeed dann zum ersten Mal beim bei dem riesigen Reggae Festival "Summer Jam" in Köln auf. Da hatte die Industrie bereits den Braten gerochen: "The Tide Is High", die zweite EP, erschien gerade mal drei Monate nach "New Dubby Conquerors" bei wea. Das dickste Seeed Ding sollte aber noch kommen.
Im Herbst 2000 machte ein Dub-Plate die Runde bei ausgesuchten DJs. In das weiche Wachs war eine Zeitbombe geritzt, die zunächst in den Clubs und dann in den Charts explodieren sollte: "Dickes B". Diese teils ironisch gebrochene Hymne und Hommage an die Stadt und die Dancehall Szene etablierte endgültig den Namen Seeed. Der Track funktioniert überall - ob in Ulm, Hannover oder Bielefeld. Die Band wird zum Pop - Phänomen.
Im Mai 2001 erscheint die LP/CD "New Dubby Conquerors" und überrascht selbst die inzwischen an Wunder gewöhnten Beobachter. Zunächst, weil das Album beein-druckend gut ist und über mehr magische als maue Momente verfügt. Und dann, weil es sich Monate in den Charts hält. Bis heute wurden rund 130.000 "New Dubby Conqueror" Copies verkauft.
Was folgt sind bislang ungekannte Erfolge: Seeeds Record Release Party führt mitten in Berlin zu einem amtlichen Road-Block. Bei der jährlichen Fete de la Musique, einer stadtweiten gratis Open Air-Konzertreihe, bei der Dutzende von Bands auftreten, ziehen zehntausend Menschen zu Seeed in den Mauerpark. Eine Zuschauerkulisse, an die sich die Band gewöhnen muss. Wer oder was soll Seeed noch stoppen? Eine schwere Erkrankung von Sänger Pierre Baigorry aka Enuff ließ den Seeed Motor Ende 2001 für einige Monate stottern. Teile einer Tournee müssen abgesagt, der Workaholic Pierre abgebremst werden.
Bevor Pierre eine längere Erholungspause antritt, wird noch eine Track mit dem jamaikanischen Artist Anthony B produziert: Waterpumpee, der im April 2002 auf der gleichnamigen EP erscheint. Im März 2002 hatte die Band noch eine hohe Auszeichnung entgegen nehmen können: den Echo für den besten deutschen Newcomer.
"Waterpumpee" wird im Sommer auch als Seven Inch bei Germaican Records veröffentlicht und - das ist einer deutschen Band bislang noch nie passiert - ein Hit in Trinidad & Tobago! Für Anfang September ist die Rückkehr von Seeed auf der Bühne angekündigt. Eine zunächst gebuchte Halle erweist sich schnell als viel zu klein. Man zieht schließlich in die "Arena", die nach ein paar extra für dieses Event ausgeführte Umbauten gut 7.000 Menschen fasst. Das Konzert ist in kürzester Zeit ausverkauft und wird zu einem Triumph für die Band. Auf der Bühne stehen Black Kappa, Taffari, Gentleman und diverse Gäste. Ein Radiosender überträgt fünf Stunden dieses gigantischen Konzertes, das ein historisches Datum markiert. Seit Bob Marleys Performance vor zwanzigtausend Menschen in der Waldbühne hatte es in Berlin kein so gewaltiges Reggae-Konzert mehr gegeben.
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Seit 7 Jahren rocken SEEED die Nation, lockerer und basslastiger, als es je eine Band aus Deutschland gewagt hätte. Zwei Alben und 5 Singles waren bislang das Ergebnis, nun schicken SEEED sich an, mit ihrem dritten Album den Starrkrampf im Rückgrat Tausender zu brechen und die Menschen zur Bewegung zu treiben!
Aber – was ist eigentlich heute? Wo stehen SEEED jetzt?
Nach der ultimativen Entfesselung der Music Monks im Sommer 2003 ging es für Berlins groovigstes Musikkollektiv zunächst einmal auf monatelanges Touren. Unterwegs nahm man noch den Echo 2004 mit und zog dann mit einer großen Tour durch Osteuropa, Spanien, Italien, Frankreich und die Niederlande. Das Jahr gipfelte im Konzert in der Berliner Wuhlheide, das die Hauptstadt von einem Ende zum nächsten beben ließ. Vom 11.- 23. November 2004 zog es SEEED nach Süden, genauer gesagt nach Südafrika, wo die ersten zwei Reihen von SEEEDisten gefüllt waren, die komplett die Texte mitsingen konnten. Das passiert nicht jeder deutschen Band.
„If Glastonbury gave awards for explosive musical fusion and dazzling old-school showmanship, Seeed would have won both this year.“ (The Times)
Glastonbury, 24. – 26. Juni 2005. Die „Jazz World Stage“. 10.000 Menschen vor der Bühne bei Roisin Murphy. Gute Aussichten und spektakulär dazu: SEEED als Headliner-Act, auch das passiert nicht jeder deutschen Band. Aber 5 Minuten vor SEEED gähnende Leere vor der Bühne. Glastonbury ist nicht Kapstadt und hier, im kühlen Britannien, hat noch niemand etwas von SEEED gehört. Soviel zum Thema nah und fern. 40 Neugierige stehen anfangs vor der Bühne, am Ende ist der Platz voll. 10.000 neue Fans bilden mit SEEED eine Nation im Beat. So sind SEEED – indeed! Weiter geht’s nach Paris, St. Gallen, Polen, Frankreich, Holland, Schweiz. Von Juni bis August reisen SEEED auf und ab durch Europa. Und doch bleibt zwischendurch noch Zeit zum Songs schreiben, denn die SEEED-Maschine läuft weiter und buckert alles nieder...
Gestern war in den Top-10 Scheiß / Heute ist die Liste heiß... Aufstehn, der erste Vorbote für Next!, geht als bisher erfolgreichste Single SEEEDs auf Platz 5 der Charts. Ein sagenhafter Start für die Runde drei von SEEED, die mit einer gelungenen Kooperation mit Cee-Lo, der dem Track eine große Strophe gibt, Anlauf für den Sprung ins Next! nehmen. Und dieses Next! hat es in sich. Mehr noch als je zuvor lässt es sich in den verschiedenen Beats häuslich einrichten und wohlfühlen – vorausgesetzt man verträgt eine gute Portion SubBass.
Next! schwingt. Schon der Opener Schwinger macht klar, worum es eigentlich geht: Leben, Spaß haben, seinen Arsch hochkriegen um das eigene Ding durchziehen. Und wenn wieder einmal alles zu schnell geht, hilft Slowlife, der ein beliebtes SEEED-Sujet aufgreift, das man schon von Rocket Man kennt: „Man will alles haben, alles geht superschnell, und dann merkt man: cool down, das Tempo in dem alles läuft, ist viel zu hoch,“ so Frank. Aber natürlich ist ein Gutteil des Albums der Liebe und der bloßen Freude am Dasein des weiblichen Geschlechts gewidmet, siehe das verdrehte Goosebumps, das rootsige She Got Me Twisted und das Party feiernde Ding mit der unglaublich großartigen Lyrik zum Seitensprung, der natürlich im Dancehall-Vibe passiert.
Dabei kommt es auf das einzelne Wort gar nicht an, wie der Trip nach England gezeigt hat. Wie SEEED phrasieren, das Deutsche verziehen und weich machen, einbetten in die Mehrsprachigkeit, die zu ihrem Markenzeichen gehören, das ist schon große Sprachkunst und zeigt allen Skeptikern deutscher Singbarkeit, wie so etwas gemacht wird. „Die Engländer haben das zum großen Teil gar nicht gemerkt, was Deutsch war und was nicht. Wenn man es schafft, die Sprachen einfach ineinander zu überblenden, dann ist das egal. Wenn man es gut macht, kommt das eben auch in England gut an,“ sagt Frank.
Das Geheimnis von SEEED sind die Songs - erstklassig auf den Beat gebrachte Kompositionen, die für sich selbst sprechen und unabhängig von Schubladen funktionieren. SEEED sind heute eine Band, die wirklich jeder hört, ob es sich um den Dancehall-Fanatiker handelt oder um Lieschen Müller, die Samstags in die Dorfdisco geht. Jeder, der eine gute Zeit haben will, stößt irgendwann auf SEEED und lässt sich von den Grooves mitreißen, obwohl SEEED wahrhaftig nicht zu den Bands gehören, die jedes Medienregister ziehen. Der Grund liegt in der Aufrichtigkeit der Band und in ihrem untrüglichen Gefühl für positive Schwingungen. „Wenn man ein positives Lebensgefühl haben kann, dann kann man auch was mit SEEED anfangen,“ so stellt Frank fest. „Das ist jedenfalls mein Bild von den Fans.“
„Wir wollten ja nie einfach nur Tracks machen,“ ergänzt Pierre, „sondern Songs! Mit Melodien und einer Struktur, die man erkennen kann. Wir wollen Sachen machen die Langwert haben.“
Als SEEED im Jahre 2000 ihren ersten Longplayer New Dubby Conquerors unter die Leute brachten, da ahnte noch niemand, dass daraus eine Kultband mit dreifachem Echo-Gewinn werden sollte. 1998 hatte Pierre Baigorry, a.k.a. Pete Fox, zum Karneval der Kulturen seine erste Marching Band auf die Beine gestellt, so eine Art mobiles Reggae-Einsatz-kommando, das mit mehreren Bläsern und Trommlern jederzeit in der Lage war, auf die Straße zu gehen, angelegt als ein offenes Projekt. Neben Pierre sollten Sänger Frank Dellé aka Eased, Demba Nabé aka Ear, Percussionist Alfi Trowers (der einzige Jamaikaner an Bord), DJ Illvibe, Keyboarder Dubmaster Reibold, Drummer Based, Gitarrist Rudeboy Rudy, Bassist Tobsen, Posaunist Jerome Bugnon und Saxophonist Moritz Delgado dazugehören. Dies war die Ursuppe, aus der SEEED entsprang.
Nach einer ersten SEEED-EP, die im Jahre 2000 bereits den Titel New Dubby Conquerors trug, erschien zunächst die EP The Tide is High und bald das bis dahin dickste Ding Dickes B (#27). Im Mai 2001 erscheint die LP/CD New Dubby Conquerors, peakt auf Position 17 und hält sich Monate in den Charts, die Single Dancehall Caballeros zieht mit einer Top-50 –Platzierung nach.
SEEED hatten nicht als reine Reggae-Band begonnen und auch nicht als Rockband, die Reggae zu spielen versucht. „SEEED war von Anfang ein Haufen Musiker, von denen jeder einen anderen Geschmack und andere Vorlieben hat,“ so Frank. „Auf New Dubby Conquerors hört man die raue Suche nach dem gemeinsamen Sound, alles wirkt noch sehr analog, die verschiedenen Einflüsse, das Nicht-Digitale.“ Mit dem zweiten Album Music Monks wurde dann die erste Ernte eingefahren. Die Kritiker begannen von einem speziellen SEEED-Sound zu sprechen, die Band hatte sich vorgenommen, einen klaren Stil zu formulieren und war damit offensichtlich erfolgreich. Das Album chartete auf einem sagenhaften Platz 4, die Singles Music Monks, What You Deserve Is What You Get und Release gingen in die Charts – und die Band, wie schon erwähnt, begann ihre längeren Auslandstrips.
Nun ist also das Dritte Album, Next!. Und im Gegensatz zu den ersten beiden, vollzieht sich hier eine weitere Öffnung. Denn diesmal haben alle SEEED-Mitglieder an den Beats gedreht. Waren es vor allem Pierre, Eased und Ear, die die musikalischen Grundlagen für die ersten beiden Alben legten, über die Pierre dann seine arrangierenden und dirigierenden Hände legte, begannen in diesem Jahr alle Mitglieder der Truppe allein oder in wechselnden Kombinationen an den Stücken zu schrauben. Weil SEEED ihren Sound schon lange gefunden haben und das Kollektiv seit Beginn an in fast unveränderter Besetzung spielt, funktioniert das hervorragend und bleibt durch und durch SEEED, ohne Wenn und Aber. „Next! ist ein extrem vielfältiges Album geworden,“ stellt Pierre fest. „Die verschiedenen Einflüsse waren eine echte Bereicherung. Es gab diesmal etwa 30 Beats, die von elf Köpfen erdacht wurden. Und trotzdem hat das Album einen deutlichen roten Faden. Man sieht jetzt, wieviel Potenzial in den einzelnen Bandmitgliedern steckt, das wir vorher gar nicht genutzt haben.“
Während der Tour wurden dann große Vorspiel-Sessions abgehalten, in denen die Ideen präsentiert wurden. Frank: „Alles wurde elffach auf CD gebrannt und vorgespielt – und jeder hatte so seine Spezialgebiete. Der eine hat Beats gemacht, der andere Sounds, der dritte Melodien – da kommt bei elf Leuten so einiges zusammen.“ Schließlich wurde eine Prioritätenliste erstellt und die einzelnen Bandmitglieder machten sich dran, die einzelnen Files und Ideen auszuarbeiten.
„So richtig zusammengekommen ist das dann alles bei einem Trip nach Atlanta und Jamaika. Da haben wir die features für das Album aufgenommen und wir drei Sänger haben uns hingesetzt und die Lyrics und Gesangsparts ausgearbeitet,“ erzählt Frank. „ Ein Freund von Pierre hat ein kleines Häuschen in den Bergen, in dem haben wir gewohnt. Es gab kein Telefon und keine Hektik, dafür aber Sonne und viel Wärme.“
Im Herbst wurde Next! dann aufgenommen, komplett in Eigenregie produziert von der Band – und zwar in wechselnden Produktionsteams, mit dabei immer noch DJ Illvibe, dessen Platz auf der Bühne inzwischen DJ Luke übernommen hat. Als Gäste fungierten Lady Saw, Maja de la Garda und Cee-Lo Green aus Atlanta, der auf vielen Outkast-Songs zu hören ist und der auch Aufstehn mit seiner unglaublichen Soulstimme veredelt.
Im Jahre 2006 wird man SEEED selbstverständlich wieder ausgiebig auf Tour erleben können, aber ihre Homebase ist und bleibt das „Dicke B“ – Berlin: „Berlin ist immer noch Dreh- und Angelpunkt. Du musst hier keinem Stream folgen, für jeden gibt es eine Nische. Das ist schon eine sehr spezielle Stadt. Das ist das Thema von uns allen und das, was SEEED miteinander verbindet.
Berlin, Ende der 1990er Jahre. Dancehall- Reggae, der Sound Jamaikas hatte die Stadt erobert. Die Szene boomte. Mit dem Foundation-Sound Concrete Jungle hatte alles begonnen. Supersonic, Such-A-Sound, Urban Bass, Souljah Sistaz und andere zogen nach. Hamburg war als Dancehall-Hauptstadt abgelöst worden. Rekordjagd in B: Kein Wochenende ohne mindestens drei große Dances. Statt einmal im Jahr kamen nun alle paar Monate jamaikanische Stars. Und sie leuchteten nicht nur von großen Plakaten, sondern traten auch tatsächlich auf. Zur pfingstlichen, an den Karneval der Kulturen gekoppelten Langen Nacht der Soundsystems pilgerten Tausende, um im Bass zu baden. Was zum kompletten Glück fehlte, waren Sänger, waren Bands, die in der Lage waren, Dancehall live zu spielen. Das Dilemma sollte von einer Band beendet werden, die sich eigentlich nur so zum Spaß zusammengefunden hatte: Seeed.
Pierre Baigorry aka Enuff spielte schon seit Teenagertagen in diversen Berliner P-funkbands. CPS, eine Kreuzberger HipHop- Halb - Legende, war das letzte Projekt in einer langen Reihe von high hopes und Bauchlandungen. Eigentlich wollte er, genervt von ständiger Pleitegeierei, die "Profi"-Musikkarriere an den Nagel hängen. Der Berliner Karneval der Kulturen, 1998 längst ein Massenspektakel für Hunderttausende, provozierte dann allerdings eine brillante Idee: eine Band wie sie es in Berlin noch nie gegeben hatte, ein mobiles Reggae-Einsatzkommando, kreiert nach dem Vorbild der großen Marching Bands aus New Orleans! Ein Haufen Drums, Horns, 3 Sänger und mehr sollten sich zusammenfinden, um an jedem beliebigen Ort spielen zu können. Diese Band sollte aber eben nicht New Orleans Second-Line-Zeug spielen sondern Reggae und Dancehall.. Hinter der Band würde ein mit Technik und Lautsprechern beladener Soundlaster fahren, ein mobiles Studio, betreut von einem Live-Remixer, der in real time Dub-Mixe der Marching Band anfertigt. Eine fantastische und bestechend größenwahnsinnige Idee und, so Pierre, "natürlich ein tierisch krasses Projekt, von dem irgendwie klar war, dass es nie dazu kommen würde." Aber die Beteiligten hatten ohnehin keine weitergehenden Ambitionen mit dieser Band. Das Ganze war als ein Spaßprojekt angelegt, ohne jeden verpflichtenden Druck, ohne Gedanken an Aufnahmen und Platten. Die Band sollte einfach all die Musiker zusammenbringen, die immer schon mal zusammen spielen wollten. Dieses Kongglomerat bildete die Ursuppe für den Seeedschen Urknall.
Neben Pierre sollte die spätere Reggae Big Band aus den Sängern Frank Dellé aka Eased, Demba Nabé aka Ear, dem Percussionisten Alfi Trowers (der einzige Jamaikaner an Bord), DJ Illvibe, Keyboarder Dubmaster Reibold, Drummer Based, Gitarrist Rudeboy Rudy, Bassist Tobsen, Posaunist Jerome Bugnon und Saxophonist Moritz Delgado (geboren zwischen 1955 und 1980) bestehen.
Nachdem das Projekt der Reggae Marching Band in der Spree versenkt worden war, ließen erste Auftritte der Ur-Seeed-Formation an der Spree den Seeed-Motor langsam warmlaufen. Ein Benefiz-Gig ´98 für das legendäre "Yaam", ein an Sommerwochen-enden von Tausenden besuchter open air Reggae Club direkt am Ufer der Spree gelegen, begeisterte Publikum und auch die Band derartig, dass sofort klar war: wir machen weiter.
Der Ur-Seeed-Sound orientierte sich noch an 70s Vorbildern wie Lee Perry, Max Romeo oder Bob Marley. Andererseits waren bereits die Stärken von Seeed zu hören: der Druck und die Energie, die von dieser großen Band erzeugt werden konnten, das bruchlose kombinieren von Elektronik und "Live"-Instrumenten. Ebenso die sich perfekt umeinander schlingenden Stimmen der drei Sänger, die auf der Bühne tonnenweise Charme versprühten. Und schließlich, ein ganz entscheidender Faktor des späteren Erfolges: die Erfindung des "Seeed Speech", jener Fähigkeit, mühelos geschmeidige, unpeinliche, deutsche Texte mit einem Pseudo-Patois zu kombinieren, ohne dabei auch nur eine Millisekunde den Flow zu unterbrechen.
Weitere erfolgreiche und harte Arbeit im Proberaum und eine ganze Reihe Auftritte ließen aus den gewollten Amateuren allmählich Profis werden. Seeeds Entwicklung ging plötzlich in riesigen Schritten weiter: Im Sommer 2000 erschien, auf dem kleinen Downbeat-Label produziert, die "New Dubby Conquerors" EP. Neben der Lee Perry-Hommage "Wee Seeed" (auf dem genial arrangierten "Police And Thieves" riddim) enthielt sie zwei eigene Stücke. Der südafrikanisch angehauchte Dancehall-Track "Yaam" zeigte, wohin die Reise gehen könnte. Live wurde die Band, auch wenn sie aus organisatorischen Gründen (man besaß nicht mal einen Bandbus) selten auftrat, von Konzert zu Konzert tighter.
Als die "New Dubby Conquerors" EP erschien, tourte die Band mit der jamaikanischen Dancehall - Reggae Legende Buju Banton, und im Juli traten Seeed dann zum ersten Mal beim bei dem riesigen Reggae Festival "Summer Jam" in Köln auf. Da hatte die Industrie bereits den Braten gerochen: "The Tide Is High", die zweite EP, erschien gerade mal drei Monate nach "New Dubby Conquerors" bei wea. Das dickste Seeed Ding sollte aber noch kommen.
Im Herbst 2000 machte ein Dub-Plate die Runde bei ausgesuchten DJs. In das weiche Wachs war eine Zeitbombe geritzt, die zunächst in den Clubs und dann in den Charts explodieren sollte: "Dickes B". Diese teils ironisch gebrochene Hymne und Hommage an die Stadt und die Dancehall Szene etablierte endgültig den Namen Seeed. Der Track funktioniert überall - ob in Ulm, Hannover oder Bielefeld. Die Band wird zum Pop - Phänomen.
Im Mai 2001 erscheint die LP/CD "New Dubby Conquerors" und überrascht selbst die inzwischen an Wunder gewöhnten Beobachter. Zunächst, weil das Album beein-druckend gut ist und über mehr magische als maue Momente verfügt. Und dann, weil es sich Monate in den Charts hält. Bis heute wurden rund 130.000 "New Dubby Conqueror" Copies verkauft.
Was folgt sind bislang ungekannte Erfolge: Seeeds Record Release Party führt mitten in Berlin zu einem amtlichen Road-Block. Bei der jährlichen Fete de la Musique, einer stadtweiten gratis Open Air-Konzertreihe, bei der Dutzende von Bands auftreten, ziehen zehntausend Menschen zu Seeed in den Mauerpark. Eine Zuschauerkulisse, an die sich die Band gewöhnen muss. Wer oder was soll Seeed noch stoppen? Eine schwere Erkrankung von Sänger Pierre Baigorry aka Enuff ließ den Seeed Motor Ende 2001 für einige Monate stottern. Teile einer Tournee müssen abgesagt, der Workaholic Pierre abgebremst werden.
Bevor Pierre eine längere Erholungspause antritt, wird noch eine Track mit dem jamaikanischen Artist Anthony B produziert: Waterpumpee, der im April 2002 auf der gleichnamigen EP erscheint. Im März 2002 hatte die Band noch eine hohe Auszeichnung entgegen nehmen können: den Echo für den besten deutschen Newcomer.
"Waterpumpee" wird im Sommer auch als Seven Inch bei Germaican Records veröffentlicht und - das ist einer deutschen Band bislang noch nie passiert - ein Hit in Trinidad & Tobago! Für Anfang September ist die Rückkehr von Seeed auf der Bühne angekündigt. Eine zunächst gebuchte Halle erweist sich schnell als viel zu klein. Man zieht schließlich in die "Arena", die nach ein paar extra für dieses Event ausgeführte Umbauten gut 7.000 Menschen fasst. Das Konzert ist in kürzester Zeit ausverkauft und wird zu einem Triumph für die Band. Auf der Bühne stehen Black Kappa, Taffari, Gentleman und diverse Gäste. Ein Radiosender überträgt fünf Stunden dieses gigantischen Konzertes, das ein historisches Datum markiert. Seit Bob Marleys Performance vor zwanzigtausend Menschen in der Waldbühne hatte es in Berlin kein so gewaltiges Reggae-Konzert mehr gegeben.
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Seit 7 Jahren rocken SEEED die Nation, lockerer und basslastiger, als es je eine Band aus Deutschland gewagt hätte. Zwei Alben und 5 Singles waren bislang das Ergebnis, nun schicken SEEED sich an, mit ihrem dritten Album den Starrkrampf im Rückgrat Tausender zu brechen und die Menschen zur Bewegung zu treiben!
Aber – was ist eigentlich heute? Wo stehen SEEED jetzt?
Nach der ultimativen Entfesselung der Music Monks im Sommer 2003 ging es für Berlins groovigstes Musikkollektiv zunächst einmal auf monatelanges Touren. Unterwegs nahm man noch den Echo 2004 mit und zog dann mit einer großen Tour durch Osteuropa, Spanien, Italien, Frankreich und die Niederlande. Das Jahr gipfelte im Konzert in der Berliner Wuhlheide, das die Hauptstadt von einem Ende zum nächsten beben ließ. Vom 11.- 23. November 2004 zog es SEEED nach Süden, genauer gesagt nach Südafrika, wo die ersten zwei Reihen von SEEEDisten gefüllt waren, die komplett die Texte mitsingen konnten. Das passiert nicht jeder deutschen Band.
„If Glastonbury gave awards for explosive musical fusion and dazzling old-school showmanship, Seeed would have won both this year.“ (The Times)
Glastonbury, 24. – 26. Juni 2005. Die „Jazz World Stage“. 10.000 Menschen vor der Bühne bei Roisin Murphy. Gute Aussichten und spektakulär dazu: SEEED als Headliner-Act, auch das passiert nicht jeder deutschen Band. Aber 5 Minuten vor SEEED gähnende Leere vor der Bühne. Glastonbury ist nicht Kapstadt und hier, im kühlen Britannien, hat noch niemand etwas von SEEED gehört. Soviel zum Thema nah und fern. 40 Neugierige stehen anfangs vor der Bühne, am Ende ist der Platz voll. 10.000 neue Fans bilden mit SEEED eine Nation im Beat. So sind SEEED – indeed! Weiter geht’s nach Paris, St. Gallen, Polen, Frankreich, Holland, Schweiz. Von Juni bis August reisen SEEED auf und ab durch Europa. Und doch bleibt zwischendurch noch Zeit zum Songs schreiben, denn die SEEED-Maschine läuft weiter und buckert alles nieder...
Gestern war in den Top-10 Scheiß / Heute ist die Liste heiß... Aufstehn, der erste Vorbote für Next!, geht als bisher erfolgreichste Single SEEEDs auf Platz 5 der Charts. Ein sagenhafter Start für die Runde drei von SEEED, die mit einer gelungenen Kooperation mit Cee-Lo, der dem Track eine große Strophe gibt, Anlauf für den Sprung ins Next! nehmen. Und dieses Next! hat es in sich. Mehr noch als je zuvor lässt es sich in den verschiedenen Beats häuslich einrichten und wohlfühlen – vorausgesetzt man verträgt eine gute Portion SubBass.
Next! schwingt. Schon der Opener Schwinger macht klar, worum es eigentlich geht: Leben, Spaß haben, seinen Arsch hochkriegen um das eigene Ding durchziehen. Und wenn wieder einmal alles zu schnell geht, hilft Slowlife, der ein beliebtes SEEED-Sujet aufgreift, das man schon von Rocket Man kennt: „Man will alles haben, alles geht superschnell, und dann merkt man: cool down, das Tempo in dem alles läuft, ist viel zu hoch,“ so Frank. Aber natürlich ist ein Gutteil des Albums der Liebe und der bloßen Freude am Dasein des weiblichen Geschlechts gewidmet, siehe das verdrehte Goosebumps, das rootsige She Got Me Twisted und das Party feiernde Ding mit der unglaublich großartigen Lyrik zum Seitensprung, der natürlich im Dancehall-Vibe passiert.
Dabei kommt es auf das einzelne Wort gar nicht an, wie der Trip nach England gezeigt hat. Wie SEEED phrasieren, das Deutsche verziehen und weich machen, einbetten in die Mehrsprachigkeit, die zu ihrem Markenzeichen gehören, das ist schon große Sprachkunst und zeigt allen Skeptikern deutscher Singbarkeit, wie so etwas gemacht wird. „Die Engländer haben das zum großen Teil gar nicht gemerkt, was Deutsch war und was nicht. Wenn man es schafft, die Sprachen einfach ineinander zu überblenden, dann ist das egal. Wenn man es gut macht, kommt das eben auch in England gut an,“ sagt Frank.
Das Geheimnis von SEEED sind die Songs - erstklassig auf den Beat gebrachte Kompositionen, die für sich selbst sprechen und unabhängig von Schubladen funktionieren. SEEED sind heute eine Band, die wirklich jeder hört, ob es sich um den Dancehall-Fanatiker handelt oder um Lieschen Müller, die Samstags in die Dorfdisco geht. Jeder, der eine gute Zeit haben will, stößt irgendwann auf SEEED und lässt sich von den Grooves mitreißen, obwohl SEEED wahrhaftig nicht zu den Bands gehören, die jedes Medienregister ziehen. Der Grund liegt in der Aufrichtigkeit der Band und in ihrem untrüglichen Gefühl für positive Schwingungen. „Wenn man ein positives Lebensgefühl haben kann, dann kann man auch was mit SEEED anfangen,“ so stellt Frank fest. „Das ist jedenfalls mein Bild von den Fans.“
„Wir wollten ja nie einfach nur Tracks machen,“ ergänzt Pierre, „sondern Songs! Mit Melodien und einer Struktur, die man erkennen kann. Wir wollen Sachen machen die Langwert haben.“
Als SEEED im Jahre 2000 ihren ersten Longplayer New Dubby Conquerors unter die Leute brachten, da ahnte noch niemand, dass daraus eine Kultband mit dreifachem Echo-Gewinn werden sollte. 1998 hatte Pierre Baigorry, a.k.a. Pete Fox, zum Karneval der Kulturen seine erste Marching Band auf die Beine gestellt, so eine Art mobiles Reggae-Einsatz-kommando, das mit mehreren Bläsern und Trommlern jederzeit in der Lage war, auf die Straße zu gehen, angelegt als ein offenes Projekt. Neben Pierre sollten Sänger Frank Dellé aka Eased, Demba Nabé aka Ear, Percussionist Alfi Trowers (der einzige Jamaikaner an Bord), DJ Illvibe, Keyboarder Dubmaster Reibold, Drummer Based, Gitarrist Rudeboy Rudy, Bassist Tobsen, Posaunist Jerome Bugnon und Saxophonist Moritz Delgado dazugehören. Dies war die Ursuppe, aus der SEEED entsprang.
Nach einer ersten SEEED-EP, die im Jahre 2000 bereits den Titel New Dubby Conquerors trug, erschien zunächst die EP The Tide is High und bald das bis dahin dickste Ding Dickes B (#27). Im Mai 2001 erscheint die LP/CD New Dubby Conquerors, peakt auf Position 17 und hält sich Monate in den Charts, die Single Dancehall Caballeros zieht mit einer Top-50 –Platzierung nach.
SEEED hatten nicht als reine Reggae-Band begonnen und auch nicht als Rockband, die Reggae zu spielen versucht. „SEEED war von Anfang ein Haufen Musiker, von denen jeder einen anderen Geschmack und andere Vorlieben hat,“ so Frank. „Auf New Dubby Conquerors hört man die raue Suche nach dem gemeinsamen Sound, alles wirkt noch sehr analog, die verschiedenen Einflüsse, das Nicht-Digitale.“ Mit dem zweiten Album Music Monks wurde dann die erste Ernte eingefahren. Die Kritiker begannen von einem speziellen SEEED-Sound zu sprechen, die Band hatte sich vorgenommen, einen klaren Stil zu formulieren und war damit offensichtlich erfolgreich. Das Album chartete auf einem sagenhaften Platz 4, die Singles Music Monks, What You Deserve Is What You Get und Release gingen in die Charts – und die Band, wie schon erwähnt, begann ihre längeren Auslandstrips.
Nun ist also das Dritte Album, Next!. Und im Gegensatz zu den ersten beiden, vollzieht sich hier eine weitere Öffnung. Denn diesmal haben alle SEEED-Mitglieder an den Beats gedreht. Waren es vor allem Pierre, Eased und Ear, die die musikalischen Grundlagen für die ersten beiden Alben legten, über die Pierre dann seine arrangierenden und dirigierenden Hände legte, begannen in diesem Jahr alle Mitglieder der Truppe allein oder in wechselnden Kombinationen an den Stücken zu schrauben. Weil SEEED ihren Sound schon lange gefunden haben und das Kollektiv seit Beginn an in fast unveränderter Besetzung spielt, funktioniert das hervorragend und bleibt durch und durch SEEED, ohne Wenn und Aber. „Next! ist ein extrem vielfältiges Album geworden,“ stellt Pierre fest. „Die verschiedenen Einflüsse waren eine echte Bereicherung. Es gab diesmal etwa 30 Beats, die von elf Köpfen erdacht wurden. Und trotzdem hat das Album einen deutlichen roten Faden. Man sieht jetzt, wieviel Potenzial in den einzelnen Bandmitgliedern steckt, das wir vorher gar nicht genutzt haben.“
Während der Tour wurden dann große Vorspiel-Sessions abgehalten, in denen die Ideen präsentiert wurden. Frank: „Alles wurde elffach auf CD gebrannt und vorgespielt – und jeder hatte so seine Spezialgebiete. Der eine hat Beats gemacht, der andere Sounds, der dritte Melodien – da kommt bei elf Leuten so einiges zusammen.“ Schließlich wurde eine Prioritätenliste erstellt und die einzelnen Bandmitglieder machten sich dran, die einzelnen Files und Ideen auszuarbeiten.
„So richtig zusammengekommen ist das dann alles bei einem Trip nach Atlanta und Jamaika. Da haben wir die features für das Album aufgenommen und wir drei Sänger haben uns hingesetzt und die Lyrics und Gesangsparts ausgearbeitet,“ erzählt Frank. „ Ein Freund von Pierre hat ein kleines Häuschen in den Bergen, in dem haben wir gewohnt. Es gab kein Telefon und keine Hektik, dafür aber Sonne und viel Wärme.“
Im Herbst wurde Next! dann aufgenommen, komplett in Eigenregie produziert von der Band – und zwar in wechselnden Produktionsteams, mit dabei immer noch DJ Illvibe, dessen Platz auf der Bühne inzwischen DJ Luke übernommen hat. Als Gäste fungierten Lady Saw, Maja de la Garda und Cee-Lo Green aus Atlanta, der auf vielen Outkast-Songs zu hören ist und der auch Aufstehn mit seiner unglaublichen Soulstimme veredelt.
Im Jahre 2006 wird man SEEED selbstverständlich wieder ausgiebig auf Tour erleben können, aber ihre Homebase ist und bleibt das „Dicke B“ – Berlin: „Berlin ist immer noch Dreh- und Angelpunkt. Du musst hier keinem Stream folgen, für jeden gibt es eine Nische. Das ist schon eine sehr spezielle Stadt. Das ist das Thema von uns allen und das, was SEEED miteinander verbindet.
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