Sting Biographie
Sting
Vor zwei Jahren befand sich Sting in einem Gewissenskonflikt, er sollte in seiner Wahlheimat, in der Toskana in Italien, auftreten – und das am 11. September 2001. „Es war das letzte, was ich in diesem Moment tun wollte,“ sagt er, „aber die Menschen waren aus der ganzen Welt angereist um mich in meinem Garten zu sehen, ich hatte das Gefühl irgend etwas tun zu müssen, ich wollte die Leute nicht alleine lassen.“ Die ergreifende Intimität dieses Auftritts wurde auf dem Live-Album und der DVD „All This Time“ festgehalten, welche kurz darauf veröffentlicht wurden.
Seitdem hat er, wie wir alle, viele Gelegenheiten gehabt um über die Bedeutung dieses schicksalhaften Tages nachzudenken. „Ich habe meine Rolle als Songschreiber überdenken müssen“, sagt er. „Über was schreibe ich? Ich wollte nicht konkret über dieses Ereignis schreiben, doch wenn ich mir die Songs anschaue, die ich seitdem geschrieben habe, finde ich in allen diese bedeutungsvolle Stimmung wieder. In der menschlichen Seele hat sich etwas geändert und wir sind alle davon betroffen, egal ob Amerikaner oder Engländer, ob Christen oder Moslems. Wir sind von einer bestimmten Energie erfasst worden und wir müssen heraus bekommen, was es genau ist“.
Für Sting wird diese Energie mit dem Titel seines neuen Albums, „Sacred Love“, zusammengefasst. "Every man, every woman/Every race, every nation/It all comes down to this/Sacred love," singt er in dem aussergewöhnlichen Titelsong. Andere Songs auf dem Album zeigen auf, wie fehlende Liebe zu Selbstbetrug und Verrat, zu irrationaler Angst und katastrophaler Gewalt führen kann. Unter dem Strich bleibt eine Botschaft stehen, die jeder Soul-Sänger kenn: Liebe kann den Tag retten.
Lovesongs sind auf den ersten Blick sicherlich keine künstlerische Weiterentwicklung für einen Künstler wie Sting, schließlich hat er schon einige der besten, der unheimlichsten Liebeslieder aller Zeiten geschrieben. Liebe mag die Antwort sein, doch wenn sie wieder den richtigen Platz in unserem Leben bekommen soll, dann muss man die Liebe von den Klischees befreien, die ihre Bedeutung schwinden lassen. Sting lässt sich keine Zeit mit diesem Unterfangen, „Inside“, der erste Track des Albums ist ein klares Statement. „Inside the doors are sealed to love;“ so beginnt der Song, und diese Türen müssen geöffnet werden damit die Liebe ihr Ziel erreicht.
“Ich denke, dass der Satz “ich Liebe dich” häufig von Menschen missbraucht wird“, erklärt Sting an einem Nachmittag in Paris, wo er das Album auch aufgenommen hat. „Was bedeutet das? „Inside“ handelt von jemanden dessen Gefühle tief verletzt wurden, der sich belagert fühlt und sich vor der Welt versteckt. Ich denke, unsere Gesellschaft unterstützt dies. Wir leben zurückgezogen und haben Angst vor der Welt da draußen. Doch an den Toren wütet ein Sturm, früher oder später muss man die Tür öffnen und sich mit der Welt auseinander setzen.“
Sting beschreibt den Zustand mit außergewöhnlichen Worten – „Belagerung“, „Furcht vor der Welt“, „Sturm, der an den Toren wütet“ – doch damit trifft er den Charakter von „Sacred Love“ am besten. Neben anderen Anliegen, ist dieses Album der fettgedruckte Versuch, die Verstrickungen des Einzelschicksals mit den Geschehnissen in der Welt aufzuzeigen. Dieses Ziel macht Sinn und hat die Entstehung des Albums maßgeblich beeinflusst. „Sacred Love“ wurde während der Vorbereitungsphase des zweiten Irak Krieges aufgenommen und die Dringlichkeit dieser Zeit beeinflusste das gesamte Album – am eindrucksvollsten kann man dies bei „This War“ hören. "There's a war on our compassion," singt Sting, "There's a war on understanding/There's a war on love and life itself/It's war that they're demanding." Ein bewegter Aufschrei des Protestes, der Song beruht auf einer einzigen Frage: "Yes, you may win this coming battle/But could you tolerate the peace?"
Ähnlich gelagert ist auch der sehr viel verspieltere Song “Forget About The Future” – mit der unvergesslich zynischen Schlagzeile “So Forget About The Future, Honey / Let´s Get On With The Past“ – vergleicht er die schmerzhaften Beziehungskämpfe eines Paares mit den Zankereien der Vereinten Nationen. In beiden Fällen trifft, "They opened up all the wounds of the past/As they failed to see their way to the future”, die Sache.
Genau wie das Titelstück, liefert „Send Your Love“ ein Gegengewicht zu den dunklen Seiten, die man im Kern von „This War“ findet. Im Gegensatz zu fundamentalistischen Verbrechern jeglicher Couleur, die Vergnügen und Spaß schon im Keim ersticken wollen, möchte Sting eine feinfühlige Vision zur Errettung der menschlichen Werte entstehen lassen. "There's no religion but sex and music," singt er zu dem wirbelnden, treibenden Rhythmus des Songs, "There's no religion but sound and dancing. There's no religion but sacred trance."
“Ich habe das Gefühl, dass unter dem Eindruck des 11. Septembers und seinen Folgen, Religion in der Lage ist Antworten zu liefern,“ sagt Sting. „Politisch gesehen wird das Thema sehr engstirnig betrachtet. Es ist eines jener Themen, das neu definiert werden muss. Also habe ich mich gefragt: Was sind meine Religionen? Natürlich gehört Musik dazu und dann kommt noch die Liebe – romantische Liebe, körperliche Liebe. Beides sind Wege, Ewigkeit und Unendlichkeit zu erlangen, diese unbeschreiblichen Dinge, die wir einfach nicht verstehen. Musik und Liebe öffnet uns den Blick in diese Richtung – und Gott hat beides geschaffen.“
Weniger philosophisch, eher fleischlich klingt es dann bei der Ballade „Whenever I Say Your Name" wenn Sting und Mary J. Blige zu einem innigen Duett ansetzen, auch hier wird die Verbindung zwischen Sex, Musik und Religion im Refrain verfolgt - "Whenever I say your name, I'm already praying."
„Das ist kein romantisches Gesäusel,“ erklärt Sting. „Es ist echt. Wenn Du jemanden liebst, ist dies eine religiöse Erfahrung. Mary und ich spielen diese Rollen in dem Song; wir sind in einer Beziehung, wir brauchen uns und sind von einander abhängig. Als Sängerin ist Mary sicher die Erbin von Aretha Franklin und ich muss versuchen, dieses Niveau zu erreichen. Sie ist so leidenschaftlich, dass sie auch meine Leidenschaft geweckt hat. Immerhin bin ich Engländer und wir finden es sehr schwer, Leidenschaft zu zeigen. Wir brauchen da immer etwas Hilfe!“
„Like A Beautyful Smile“ hingegen kombiniert einen verspielten 7/8 Rhythmus, eine eingängige Melodie, die von Stevie Wonder sein könnte und einen Text, der von Shakespeares bekanntem Sonnet („Shall I Compare Thee To A Summer´s Day“) entliehen wurde – der Song wirkt frisch und unbekümmert. „Ich habe keine Ahnung, warum dieser Song so ist wie er ist“, sagt Sting lachend über dieses Lied. „Es hört sich einfach nur fröhlich an. Voll Spaß und Hoffnung. Ich habe es sehr genossen bei Shakespeares zu klauen – der wird sich sicher nicht mehr beschweren!“!"
Von der Arbeit an seiner Biographie ließ sich Sting bei “The Book Of My Life” inspirieren, eine nachdenkliche, introvertierte Ballade, wie man es von Sting kennt. Anoushka Shankar verleiht dem Song mit ihrer Sitar eine mystische Atmosphäre. Als würde er sich selbst im Traum begegnen, gräbt der Hauptdarsteller in diesem Song in seinen eigenen dunklen, längst beerdigten Erinnerungen. "There are promises broken and promises kept," wird dort gesungen. "There are words that were spoken when I should have wept. There's some sorrow in every life."
“Dead Man´s Rope” entstand ebenfalls während der Arbeit an der Biographie. „Für mich handelt dieser Song vom Tod“, sagt er schlicht. „Ich hatte diese Bild vor mir, ein Mann hängt an einem Seil zwischen Himmel und Hölle, er hängt dort und hat einige „gute“ Erinnerungen. Ich bin selbst in solch „gute“ Erinnerungen abgeglitten als ich an meinem Buch arbeitete und ich weiß, dass sich das nicht immer gut anfühlt.“
“Das andere Bild in diesem Song” fährt er fort, “ist ein Mann, der Tag für Tag läuft, sein ganzes Leben lang läuft er, er läuft weg vor der Verantwortung und vor dem Schmerz. Er hofft, dass sich die Dinge von alleine erledigen. Doch an einem bestimmten Punkt musst du dich der Realität stellen und das ist der Punkt an dem „Dead Men´s Rope“ ansetzt. Wenn du das einmal akzeptiert hast, wird es einfach. Man kann nicht vor allem davon laufen. Ich habe es lange versucht.“
“Never Coming Home” ist schlussendlich ein dramatisches Stück in dem sich eine Frau an einer Weggabelung in ihrem Leben befindet, ähnlich wie der Mann bei „Dead Man´s Rope“. Ihre Entscheidung für die persönliche Freiheit wird aus drei Blickwinkeln erzählt, aus ihrem, aus der Sicht ihres Mannes und der eines allwissenden Erzählers. „Ich mag beide Charaktere wirklich“, sagt Sting. „Mit diesen Charakteren werde ich mich sicher später noch einmal beschäftigen.“
Für die Produktion von “Sacred Love” arbeitete Sting wieder einmal mit Kiper zusammen, dem Keyboarder und Programmierer, der auch schon “Brand New Day” und “All This Time” ko-produziert hat. Neben Kipper, Mary J. Blige und Anoushka Shankar als Gästen, wirkten bei diesem Album viele langjährige musikalische Wegbegleiter von Sting mit, z.B. der Gitarrist Dominic Miller, der Keyboarder Jason Rebello, der Trompeter Chris Botti und der Schlagzeuger Manu Katche.
Es macht wenig Sinn zu diesem Zeitpunk das Gesamtwerk von Sting zu beurteilen. Sowohl als Solo-Künstler und mit The Police hat er einige der besten Songs aller Zeiten geschrieben und er hat einige Millionen Schallplatten verkauft. ,Aber man sollte betonen, dass Sting „Sacred Love“ mit höchster Aufmerksamkeit und auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit aufgenommen hat. Es ist wieder mal ein Album, das Spaß macht und provoziert, es ist ernst und bewegend, ein bewegter Kommentar der Zeit in der wir leben.
“Diese Album war mental sehr anstrengend”, gibt Sting offen zu. „Ich war nicht gerade in der Stimmung Songs zu schreiben. Der 11. September und der folgende Krieg haben meine kreative Arbeit sicher nicht leichter gemacht. Man fragt sich: „Warum mach ich das eigentlich?“ Daher haben sicherlich einige dieser Ereignisse auch die Platte maßgeblich beeinflusst.“
„Auf dem Album hört man eine gewisse Portion Verwirrung und Schrecken, aber auch Spaß und Hoffnung“, führt er weiter aus. „Ich denke in diesem Sinne ist es eine sehr realistische Platte. Ich bereue nichts.“
Seitdem hat er, wie wir alle, viele Gelegenheiten gehabt um über die Bedeutung dieses schicksalhaften Tages nachzudenken. „Ich habe meine Rolle als Songschreiber überdenken müssen“, sagt er. „Über was schreibe ich? Ich wollte nicht konkret über dieses Ereignis schreiben, doch wenn ich mir die Songs anschaue, die ich seitdem geschrieben habe, finde ich in allen diese bedeutungsvolle Stimmung wieder. In der menschlichen Seele hat sich etwas geändert und wir sind alle davon betroffen, egal ob Amerikaner oder Engländer, ob Christen oder Moslems. Wir sind von einer bestimmten Energie erfasst worden und wir müssen heraus bekommen, was es genau ist“.
Für Sting wird diese Energie mit dem Titel seines neuen Albums, „Sacred Love“, zusammengefasst. "Every man, every woman/Every race, every nation/It all comes down to this/Sacred love," singt er in dem aussergewöhnlichen Titelsong. Andere Songs auf dem Album zeigen auf, wie fehlende Liebe zu Selbstbetrug und Verrat, zu irrationaler Angst und katastrophaler Gewalt führen kann. Unter dem Strich bleibt eine Botschaft stehen, die jeder Soul-Sänger kenn: Liebe kann den Tag retten.
Lovesongs sind auf den ersten Blick sicherlich keine künstlerische Weiterentwicklung für einen Künstler wie Sting, schließlich hat er schon einige der besten, der unheimlichsten Liebeslieder aller Zeiten geschrieben. Liebe mag die Antwort sein, doch wenn sie wieder den richtigen Platz in unserem Leben bekommen soll, dann muss man die Liebe von den Klischees befreien, die ihre Bedeutung schwinden lassen. Sting lässt sich keine Zeit mit diesem Unterfangen, „Inside“, der erste Track des Albums ist ein klares Statement. „Inside the doors are sealed to love;“ so beginnt der Song, und diese Türen müssen geöffnet werden damit die Liebe ihr Ziel erreicht.
“Ich denke, dass der Satz “ich Liebe dich” häufig von Menschen missbraucht wird“, erklärt Sting an einem Nachmittag in Paris, wo er das Album auch aufgenommen hat. „Was bedeutet das? „Inside“ handelt von jemanden dessen Gefühle tief verletzt wurden, der sich belagert fühlt und sich vor der Welt versteckt. Ich denke, unsere Gesellschaft unterstützt dies. Wir leben zurückgezogen und haben Angst vor der Welt da draußen. Doch an den Toren wütet ein Sturm, früher oder später muss man die Tür öffnen und sich mit der Welt auseinander setzen.“
Sting beschreibt den Zustand mit außergewöhnlichen Worten – „Belagerung“, „Furcht vor der Welt“, „Sturm, der an den Toren wütet“ – doch damit trifft er den Charakter von „Sacred Love“ am besten. Neben anderen Anliegen, ist dieses Album der fettgedruckte Versuch, die Verstrickungen des Einzelschicksals mit den Geschehnissen in der Welt aufzuzeigen. Dieses Ziel macht Sinn und hat die Entstehung des Albums maßgeblich beeinflusst. „Sacred Love“ wurde während der Vorbereitungsphase des zweiten Irak Krieges aufgenommen und die Dringlichkeit dieser Zeit beeinflusste das gesamte Album – am eindrucksvollsten kann man dies bei „This War“ hören. "There's a war on our compassion," singt Sting, "There's a war on understanding/There's a war on love and life itself/It's war that they're demanding." Ein bewegter Aufschrei des Protestes, der Song beruht auf einer einzigen Frage: "Yes, you may win this coming battle/But could you tolerate the peace?"
Ähnlich gelagert ist auch der sehr viel verspieltere Song “Forget About The Future” – mit der unvergesslich zynischen Schlagzeile “So Forget About The Future, Honey / Let´s Get On With The Past“ – vergleicht er die schmerzhaften Beziehungskämpfe eines Paares mit den Zankereien der Vereinten Nationen. In beiden Fällen trifft, "They opened up all the wounds of the past/As they failed to see their way to the future”, die Sache.
Genau wie das Titelstück, liefert „Send Your Love“ ein Gegengewicht zu den dunklen Seiten, die man im Kern von „This War“ findet. Im Gegensatz zu fundamentalistischen Verbrechern jeglicher Couleur, die Vergnügen und Spaß schon im Keim ersticken wollen, möchte Sting eine feinfühlige Vision zur Errettung der menschlichen Werte entstehen lassen. "There's no religion but sex and music," singt er zu dem wirbelnden, treibenden Rhythmus des Songs, "There's no religion but sound and dancing. There's no religion but sacred trance."
“Ich habe das Gefühl, dass unter dem Eindruck des 11. Septembers und seinen Folgen, Religion in der Lage ist Antworten zu liefern,“ sagt Sting. „Politisch gesehen wird das Thema sehr engstirnig betrachtet. Es ist eines jener Themen, das neu definiert werden muss. Also habe ich mich gefragt: Was sind meine Religionen? Natürlich gehört Musik dazu und dann kommt noch die Liebe – romantische Liebe, körperliche Liebe. Beides sind Wege, Ewigkeit und Unendlichkeit zu erlangen, diese unbeschreiblichen Dinge, die wir einfach nicht verstehen. Musik und Liebe öffnet uns den Blick in diese Richtung – und Gott hat beides geschaffen.“
Weniger philosophisch, eher fleischlich klingt es dann bei der Ballade „Whenever I Say Your Name" wenn Sting und Mary J. Blige zu einem innigen Duett ansetzen, auch hier wird die Verbindung zwischen Sex, Musik und Religion im Refrain verfolgt - "Whenever I say your name, I'm already praying."
„Das ist kein romantisches Gesäusel,“ erklärt Sting. „Es ist echt. Wenn Du jemanden liebst, ist dies eine religiöse Erfahrung. Mary und ich spielen diese Rollen in dem Song; wir sind in einer Beziehung, wir brauchen uns und sind von einander abhängig. Als Sängerin ist Mary sicher die Erbin von Aretha Franklin und ich muss versuchen, dieses Niveau zu erreichen. Sie ist so leidenschaftlich, dass sie auch meine Leidenschaft geweckt hat. Immerhin bin ich Engländer und wir finden es sehr schwer, Leidenschaft zu zeigen. Wir brauchen da immer etwas Hilfe!“
„Like A Beautyful Smile“ hingegen kombiniert einen verspielten 7/8 Rhythmus, eine eingängige Melodie, die von Stevie Wonder sein könnte und einen Text, der von Shakespeares bekanntem Sonnet („Shall I Compare Thee To A Summer´s Day“) entliehen wurde – der Song wirkt frisch und unbekümmert. „Ich habe keine Ahnung, warum dieser Song so ist wie er ist“, sagt Sting lachend über dieses Lied. „Es hört sich einfach nur fröhlich an. Voll Spaß und Hoffnung. Ich habe es sehr genossen bei Shakespeares zu klauen – der wird sich sicher nicht mehr beschweren!“!"
Von der Arbeit an seiner Biographie ließ sich Sting bei “The Book Of My Life” inspirieren, eine nachdenkliche, introvertierte Ballade, wie man es von Sting kennt. Anoushka Shankar verleiht dem Song mit ihrer Sitar eine mystische Atmosphäre. Als würde er sich selbst im Traum begegnen, gräbt der Hauptdarsteller in diesem Song in seinen eigenen dunklen, längst beerdigten Erinnerungen. "There are promises broken and promises kept," wird dort gesungen. "There are words that were spoken when I should have wept. There's some sorrow in every life."
“Dead Man´s Rope” entstand ebenfalls während der Arbeit an der Biographie. „Für mich handelt dieser Song vom Tod“, sagt er schlicht. „Ich hatte diese Bild vor mir, ein Mann hängt an einem Seil zwischen Himmel und Hölle, er hängt dort und hat einige „gute“ Erinnerungen. Ich bin selbst in solch „gute“ Erinnerungen abgeglitten als ich an meinem Buch arbeitete und ich weiß, dass sich das nicht immer gut anfühlt.“
“Das andere Bild in diesem Song” fährt er fort, “ist ein Mann, der Tag für Tag läuft, sein ganzes Leben lang läuft er, er läuft weg vor der Verantwortung und vor dem Schmerz. Er hofft, dass sich die Dinge von alleine erledigen. Doch an einem bestimmten Punkt musst du dich der Realität stellen und das ist der Punkt an dem „Dead Men´s Rope“ ansetzt. Wenn du das einmal akzeptiert hast, wird es einfach. Man kann nicht vor allem davon laufen. Ich habe es lange versucht.“
“Never Coming Home” ist schlussendlich ein dramatisches Stück in dem sich eine Frau an einer Weggabelung in ihrem Leben befindet, ähnlich wie der Mann bei „Dead Man´s Rope“. Ihre Entscheidung für die persönliche Freiheit wird aus drei Blickwinkeln erzählt, aus ihrem, aus der Sicht ihres Mannes und der eines allwissenden Erzählers. „Ich mag beide Charaktere wirklich“, sagt Sting. „Mit diesen Charakteren werde ich mich sicher später noch einmal beschäftigen.“
Für die Produktion von “Sacred Love” arbeitete Sting wieder einmal mit Kiper zusammen, dem Keyboarder und Programmierer, der auch schon “Brand New Day” und “All This Time” ko-produziert hat. Neben Kipper, Mary J. Blige und Anoushka Shankar als Gästen, wirkten bei diesem Album viele langjährige musikalische Wegbegleiter von Sting mit, z.B. der Gitarrist Dominic Miller, der Keyboarder Jason Rebello, der Trompeter Chris Botti und der Schlagzeuger Manu Katche.
Es macht wenig Sinn zu diesem Zeitpunk das Gesamtwerk von Sting zu beurteilen. Sowohl als Solo-Künstler und mit The Police hat er einige der besten Songs aller Zeiten geschrieben und er hat einige Millionen Schallplatten verkauft. ,Aber man sollte betonen, dass Sting „Sacred Love“ mit höchster Aufmerksamkeit und auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit aufgenommen hat. Es ist wieder mal ein Album, das Spaß macht und provoziert, es ist ernst und bewegend, ein bewegter Kommentar der Zeit in der wir leben.
“Diese Album war mental sehr anstrengend”, gibt Sting offen zu. „Ich war nicht gerade in der Stimmung Songs zu schreiben. Der 11. September und der folgende Krieg haben meine kreative Arbeit sicher nicht leichter gemacht. Man fragt sich: „Warum mach ich das eigentlich?“ Daher haben sicherlich einige dieser Ereignisse auch die Platte maßgeblich beeinflusst.“
„Auf dem Album hört man eine gewisse Portion Verwirrung und Schrecken, aber auch Spaß und Hoffnung“, führt er weiter aus. „Ich denke in diesem Sinne ist es eine sehr realistische Platte. Ich bereue nichts.“