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Ludwig Hirsch Biographie

Ludwig Hirsch

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Sie ist am Brett die wohl mächtigste Schachfigur, obwohl die Geschichte des Spieles der "Dame" ursprünglich eine schwache Rolle zugeteilt hatte. Im "Chaturanga", dem Spiel aus welchem sich später das Schach entwickelte, nahm die Figur des "Mantrin" einst den Platz der heutigen "Dame" ein. Als das Spiel nach Europa kam und die Zeit es mit sich brachte, dass die Figur eine Nähe zum König entwickelte, wuchs so auch ihre Macht. Aus dem "Mantrin" wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts die "Dame". Die Legende erzählt dass Jeanne d’Arc eine Art Vorbildwirkung für den Machtausbau der "Dame" am Brett hatte. Die "Dame" – Herkunft des Wortes ist das Lateinische: Domina – die Hausherrin. Im französischen ist "die Herrin" die "Dame".

Die "Dame", die höfliche Bezeichnung für eine Frau. Der melodisch klingende Name ist das Gegenstück zum sperrig klingenden "Herren". "Frauen spielten in meinem Leben eigentlich immer eine unglaublich wichtige Rolle. So besitz’ ich beispielsweise bis heute keinen Führerschein, weil ich immer Freundinnen gehabt habe, die mir das Autofahren abgenommen haben", erzählt Ludwig Hirsch und gibt uns damit auch einen Schlüssel zum Titel der neuen CD. "In Ewigkeit Damen" heißt für mich, den Hut zu ziehen, eine kleine Verbeugung. Es war einfach an der Zeit", so der Sänger und Liederschreiber. Wie? Ist die 14. CD eine Liebeslebensbilanz des Ludwig Hirsch? "Aber nein", Hirsch winkt ab. "Es sind Geschichten. Alles erfunden, so wie jedes meiner Lieder eine Geschichte ist. Ich schaffe es irgendwie in fremde Umgebungen, Situationen zu schlüpfen und daraus wachsen dann Geschichten aus denen Lieder werden". Method Acting heißt das, wenn Robert De Niro 30 Kilo zunimmt um in "Raging Bull" zu brillieren. Hirsch der "Method Writer"? Durchaus möglich, denn seine Geschichten schöpfen über Umwege doch aus dem eigenen Leben. Irgendwie halt, aber doch. So war es der Frust auf Wien, der Geruch von Zentralfriedhof und Bestattungsmuseum, der Ende der 70er Jahre durch die Stadt wehte, und dem aus Deutschland heimgekehrten Schauspieler ziemlich zusetzte.

Es war die Zeit als es in Deutschland noch lustiger war als in Österreich. Das Wien von damals ist mit dem von heute nicht mehr vergleichbar. Die Selbstmordrate nimmer so hoch und das Granteln kann durchaus auch sympathische Züge haben. Wien im Jahr 1978: Es war fruchtbarer Ackerboden für Lieder wie "I lieg am Ruckn", "Der Wolf" oder "Der Zwerg". Der Spiegel vorm Gesicht der Hauptstädter und die begannen ihren Hirsch dafür zu lieben. Masochistische Adern pulsierten und der Ludwig fand sich in den Bestsellerlisten wieder. Er zwickte sie mit seinen Texten in ihre Ärsche und die Österreicher freuten sich darüber. Ähnliches war zuvor schon durch Roda Roda, Karl Kraus oder Helmut Qualtinger geschehen und Ludwig Hirsch setzte diese Tradition weiter fort. Die Entwicklung der Lieder des Herrn Hirsch spiegelten die des Landes Österreich wieder. Schritt für Schritt wanderte Schnitzelland mühsam vom letzten Zipfel Westeuropas in die Mitte des Kontinents und die Geschichten des Herrn Hirsch waren die Landkarten für diese Wanderung: "Bis zum Himmel hoch", "Landluft", "Gottlieb" oder zuletzt die "Perlen". Die Lieder des Ludwig Hirsch wurden nie einfach zum Verzehr am Tellerchen serviert und galten daher auch nie als leichte Kost. Sie mussten stets erobert werden. Wie Perlen. Abtauchen, vom Fels brechen und gleich öffnen. Frisches Austernfleisch an sich schon eine Köstlichkeit und bei Hirsch gab es dazu stets die Perlengarantie.

Das Land Österreich im Jahr 2006 ist anders als noch zwanzig Jahre zuvor. Die erzählten Alltagsgeschichten von damals finden sich heute immer seltener in der Wirklichkeit wieder und auch wenn Herr Hirsch stets eifrig darauf verweist "es seien doch eh alles nur Geschichten", so weiß man aber auch dass es den "Dorftrottel", "Den Zwerg", "Die Omama" oder den "Bladen Buam" trotzdem in der einen oder anderen Art gegeben hat. Damals. Solche Geschichten fallen nicht einfach vom Baum der Phantasie, sie finden ihre Wurzeln im Dunkel der Dörflichkeit, in den finsteren, versteckten Winkeln enger Gassen. Dort wo eingeschränkte Geisteswelten sich ihre eigene Gerichtsbarkeit zurechtzimmern. Aber die Ecken werden immer weniger und Hirsch legt in alle seine Geschichten eine immer größere Portion Schmunzeln. Das tut gut: "Schnitzelland goes Europe…"

…und die neue CD von Ludwig Hirsch holt einzelne Perlen aus den vergangenen zwanzig Jahren und reiht sie zu einer neuen Kette. Nein, keine einzelnen Hits von Gestern, sondern die verschiedenen Stationen der Arbeit des Künstlers spiegeln sich im Perlmutt. Zum Teil Dunkelgrau ("Rebekka und ich"), dann der gute alte Rock’n’roll, die Liebe in ihrer fast unglaublichen, tragischen Reinheit ("Elisabeth"), der Lamourhatscher als Anfang allen Unbills ("Die scharfe Marie"). "In Ewigkeit Damen". Jeder Titel auf der CD dreht sich um eine Dame oder um das Weibliche. Da wäre der Opener "Rebekka und ich" – ein Lied das an atmosphärischer Dichte nicht mehr zu übertreffen ist. Rebekka trägt im wirklichen Leben den weiteren Namen Bakken. Die begnadete Stimme ist die prägende Dame in der Geschichte über die Liebe, das Fressen und wie die Menschen das Liebeslied erfunden haben. Bis der Vogel im Käfig steckt und daher nur mehr den Bratspieß als Zukunft hat, singt Rebekka Bakken in ihrer Muttersprache, norwegisch, verschiedene Refrains und es finden sich der "alte Wolf", "der schwarze Vogel" und die salzige Träne aus "I lieg am Ruckn" im neuen Jahrtausend wieder.

Gänsehaut, aber nicht aus dem Grund weil der Vogel seine Federn verlieren wird. "Alle Frauen in den Liedern sind erfunden", erklärt Herr Hirsch, aber steckt in der "Adelheid" nicht auch ein bisserl die Frau Hirsch, mit ersten Namen Cornelia? Oder die "Elisabeth"? "Ja, die Elisabeth. Das ist lange her. Vor einiger Zeit sprach mich bei einer Veranstaltung eine Frau an ob ich mich noch an die Elisabeth erinnern kann? Ja, doch. Konnte ich. Wie geht’s ihr denn?" "Die Elisabeth – die ist gestorben".Die Geschichten des Ludwig Hirsch, einfach nur Geschichten oder vielleicht doch Sagen, in denen immer ein Funken steckt, der die Geschichten dann entzündet wenn die Essenzen von Tatsachen wie Feuersteine auf einander schlagen? Die Dame, die mächtigste Schachfigur, die neutralen Punkte im Brettspiel "Go". Damen blicken uns kryptisch von Spielkarten entgegen und Glück spielt beim strategischen Brettspiel "Dame" keine Rolle. Fast wie im wirklichen Leben. Es gibt bei "Dame" keine zufälligen Ereignisse. "In Ewigkeit Damen" – Lieder in bester österreichischer Text-Tradition ("Lieber Hahn im Korb sein als Einer mit Pommes Frittes serviert“: aus "Marion") und wie man weiß, war ja auch Roda Roda begeisterter Schachspieler…

Ja, da ist natürlich auch noch "Schnuppi", die auch nicht zufällig aufs Cover gelangt ist. Ludwig Hirsch: "Ich wollte keine Klischees auf der Hülle. Keine Stöckelschuhe oder irgendetwas in der Art… und die "Schnuppi" symbolisiert ganz wunderbar das Weibliche’. Damen – Domina, die Hausherrin. Katzenmenschen wissen wovon die Rede ist. Im Übrigen: "Schnuppi" wohnt in Wien, ist jetzt schon ausgewachsener als am Foto und ihre Dosenöffner heißen Cornelia und Ludwig. "In Ewigkeit Damen’" eben. Nachsatz: "Lobet die Herren!"
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