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Oasis Biographie

Oasis

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Jetzt werden wieder viele ankommen und ganz genau wissen, wie das damals alles war. Aber die meisten von denen haben überhaupt keine Ahnung - weil sie nicht dabei waren. - Liam Gallagher

Ich denke, wir haben als Band auch deswegen soviel erreicht, weil wir ganz einfach begriffen haben, was den Leuten in ihrem Leben gefehlt hat. - Noel Gallagher

Wo waren Sie Anfang 1994? Ich für meinen Teil war in meinem voll gestopften Büro bei BBC Radio One, das ich damals mit meiner DJ-Kollegin Jo Whiley teilte. Ich wusste nicht, dass genau diese Band, die in den folgenden Jahren das Leben von so vielen Leuten berühren würde, im nächsten Augenblick zur Türe hereinspazieren würde. 1994 war das Jahr, in dem sich alles ändern würde. Zwölf Monate musikalisches Schmuddelwetter lagen hinter uns. ‚Madchester’ hatte sich in lauwarme Luft aufgelöst, aus Seattle kam nicht mehr als eine kalte Dusche.

Den Stone Roses war es nicht gelungen, die freudige Erregung und das Gemeinschaftsgefühl, das ‚Spike Island’ mit sich gebracht hatte, aufrechtzuerhalten. Und Nirvana, die einzige wirklich revolutionäre Band der Grungerock-Bewegung, wurde zwischen Drogenproblemen und Erschöpfung zerrieben. Und der Rest der Musikszene? Okay, es wurden in der Zeit ein paar gute Platten aufgenommen, aber dennoch wurden wir das eigenartige Gefühl nicht los, das irgendetwas fehlte. Was zur Hölle war das? Wir hatten keine Ahnung. Wir hätten ewig darüber nachgrübeln können und wären nicht darauf gekommen. Wir wussten ja nicht einmal, wonach wir suchen sollten.

Und dann, als wir sie am dringendsten brauchten, kamen sie. Bewaffnet lediglich mit einem Demo und der stolzen Gewissheit, eben bei Creation unterschrieben zu haben. Großmäulig, smart und in verdammte Duffle-Coats gekleidet, unser Schlüssel zur Zukunft... OASIS. Was wir vermisst hatten? Ehrgeiz, das haben wir vermisst. Keinen blödsinnigen City-Banker-Ehrgeiz, sondern den unumstößlichen Willen, die Welt zu verändern. Hier war eine Band, die keine Lust mehr hatte auf die herkömmliche Indie-Tretmühle. Sie waren gut uns sie wußten es und alle anderen sollten es auch erfahren. So einfach war das. Oasis waren die Antithese zum elitären Alternative-Chic. ’Wir schreiben Musik für den Typen der die Straße runter geht um sich den Daily Mirror und zwanzig Bensons zu besorgen und verdammt frustriert ist von der ganzen Scheiße’, erklärt Noel. Und das hätte er nicht treffender formulieren können. Die ersten Songs, mit denen sie bei uns ankamen, sprudelten über vor Songzeilen, die verblüffend wahrhaftig waren, manchmal planlos, oft spontan und gelegentlich ganz schön trippy. Aber was alles zusammenhielt war eine brandgefährliche Frustration. Die Gigs wurden immer größer und die Auftritte wurden zum Dampfkochtopf für die Fans, die hier ein Ventil fanden, um Druck abzulassen. Denselben Druck, den Oasis in jenen frustrierenden Anfangstagen empfanden, als sie in einem Probenraum in Manchester fern jedes öffentlichen Interesses auf der Stelle traten. Wie alle großen Songwriter hatte Gallagher – und er hat sie immer noch – die bewundernswerte Fähigkeit, Gefühlsregungen, die der Rest von uns noch nicht mal benennen kann, in Songs zu verarbeiten. “Columbia”, dem 12-Inch-Demo, folgten eine Reihe Singles (“Supersonic” und “Shakermaker”), die die Band in die Top 40 und in den Fokus des Interesses der Musikpresse katapultierten. Woche für Woche nahm die Aufregung zu in diesem Frühjahr 1994. Jede Woche gab es neue Geschichten oder Bilder, die die Aufmerksamkeit steigerten.

Alles fing an mit einem Showcase im ‚Water Rats’ in London, einem kleinen Veranstaltungsort, in dem die Band ihre Starqualitäten zum ersten Mal zeigte. Als Spätbekehrter in dieser Angelegenheit muss ich zugeben, dass ich den Auftritt verpasst habe, aber man musste nicht dort gewesen sein um von den Live-Bildern, die es in der folgenden Woche zu sehen gab, fasziniert zu sein. Da war dieses eine Foto von Liam, wie er am Mikrofon hängt und sich grüblerisch in die Kamera lehnt. Vielleicht erinnern Sie sich. Er sieht so cool aus, dass es wehtut, aber es ist sein Blick, seine dunklen Augen, die fast ein Loch in die Seite brennen, auf der das Bild abgedruckt ist. Es war das eindrucksvollste Porträt eines Sängers seit Kurt Cobains legendärem, zur Ikone gewordenem Bild mit den schwarz umrandeten Augen. In den vorangegangen zehn Jahren hatte Pop- und Rock-Musik hauptsächlich mit Styling und Marketing zu tun. Es ging wenn Sie so wollen hauptsächlich ums Glattbügeln und Herausputzen. Aber Oasis, das war der echte, heiße, unpolierte Scheiß. Oasis manövrierten sich in den folgenden Monaten durch die Untiefen einer verlogenen Musikindustrie und niemand war in diesem Frühjahr vor ihren schonungslosen Verbalattacken sicher, nicht mal die eigenen Bandkollegen.

Ihren natürlichen Live-Sound auf Platte zu pressen, stellte sich als Problem heraus. Es brauchte zwei Anläufe, bis das Debütalbum endlich fertig war. „Definitely Maybe“ wurde produziert von Mark Coyle, einem alten Verbündeten, und abgemischt vom häufig unterschätzten Owen Morris. Das Album erschien im August ‚94 und wurde zu Großbritanniens am schnellsten verkauften Debütalbum aller Zeiten.

Und Sie müssen mich nicht an die einzelnen Stücke erinnern. Hören Sie sich diese Gitarre an und diesen plötzlichen ungeduldigen Ausbruch des Schlagzeugs am Anfang von „Rock’n’Roll Star“. Es war eine Klasse für sich. Sie können alle möglichen Bezugspunkte für „Definitely Maybe“ ausmachen, von Punk bis Psychedelia, aber die Wahrheit ist, dass das Album in den Monaten nach seiner Veröffentlichung alle diese angenommen Einflüsse weit hinter sich ließ. Wie „Definitely Maybe“ klingt? Es war der Sound des Jahres 1994 ... und der klingt 2004 noch genauso furchtlos wie damals.

Es ging um Parkas, Sonnenbrillen, Feierlaune und unendlich viele Pfundstücke in der Jukebox. Der Soundtrack für diese spitzenmässigen Nächte unterwegs und die öden Abende zuhause. Es war, wie Noel sagte, „genau das, was den Leuten in ihrem Leben gefehlt hat.“
Steve Lamacq
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